Kommentar

An Schulen braucht es Massnahmen gegen Gewalt und Mobbing

Lehrerinnen und Lehrer geraten an ihrem Arbeitsplatz häufig unter psychischen Druck, vor allem durch Erziehungsberechtigte. Jeder dieser Vorfälle ist einer zu viel. Dagmar Rösler, Präsidentin LCH, schlägt im Namen des LCH sechs Massnahmen zur Verbesserung der Situation vor.

Dagmar Rösler, Präsidentin LCH. Foto: LCH/Philipp Baer

Physische Gewalt an Schweizer Schulen gegen Lehrerinnen und Lehrer ist sehr selten. Das ist gut – und sollte eigentlich selbstverständlich sein. Im psychischen Bereich ist dies aber leider nicht immer der Fall, wie diese Zitate von Lehrerinnen und Lehrern aus der neuen Studie des LCH über Gewalterfahrungen von Lehrpersonen zeigen: «Der Vater einer Schülerin versperrte mir den Ausgang aus dem Klassenzimmer, nachdem ich das Lernberichtsgespräch abbrechen musste, weil er mich als Diktator, Teufel und Satan beschimpfte.» Oder: «Mir wurde von einem Vater angedroht, dass er und sein Bruder vorbeikommen und im Kindergarten ‹für Ordnung sorgen› würden, da ich meinen Job nicht im Griff hätte und sein Junge darunter leiden würde. Ich solle mich in Acht nehmen und aufpassen.»

Die schweizweit erste Studie dieser Art bringt damit ans Licht, dass Lehrerinnen und Lehrer relativ häufig unter psychischen Druck an ihrem Arbeitsplatz kommen. 

Unsere Schule muss ein gewalt- und angstfreier Ort für alle sein. Der LCH hat daher in Zusammenarbeit mit seinen Mitgliederorganisationen aus den Studienergebnissen sechs Massnahmen abgeleitet, welche die Situation verbessern sollen:

  • Schulen benötigen eine unabhängige Ombudsstelle sowie niederschwellige Beratungs- und Mediationsstellen, die allen Beteiligten auch bekannt gemacht werden.
  • Ein Interventions- und Krisenkonzept in den Schulen soll verhindern, dass es überhaupt zu einer Eskalation kommen kann.
  • Innerhalb der Schule braucht es eine Übereinkunft, wie mit Gewaltsituationen umgegangen wird und einen regelmässigen Austausch in klar festgelegten Zeitgefässen.
  • Ein gewaltfreies Schulklima muss zusammen mit den Erziehungsberechtigten, Schülerinnen und Schülern etabliert werden. Dazu wird ein Kodex mit klaren Regeln für einen respektvollen und gewaltfreien Umgang erarbeitet.
  • Lehrpersonen werden in den Pädagogischen Hochschulen und in Weiterbildungen auf den Umgang mit Gewaltsituationen vorbereitet.
  • Es braucht ein Monitoring, in dem Vorfälle systematisch erfasst werden und eine Evaluation, ob die eingeführten Massnahmen wie gewünscht wirken.

Gute Strategien zur Bewältigung von Konflikten und eine engagierte Unterstützung betroffener Personen stärken den Beruf, was in Zeiten des Personalmangels eminent wichtig ist. Nur wenn Schulen Orte des Vertrauens, der Offenheit und der Wertschätzung sind, können Lehrerinnen und Lehrer ihre Talente entfalten und langfristig im Beruf bleiben. Ein gemeinsamer Effort dafür lohnt sich.

Datum

16.01.2023

Autor
Dagmar Rösler

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