Aargau und Basel-Landschaft entscheiden über Bildungs- und Gesellschaftsthemen

Das Schweizer Stimmvolk hat am Wochenende Entscheide gefällt. Im Kanton Aargau standen neben den nationalen Vorlagen kantonale Abstimmungen zur Neuregelung der familienergänzenden Kinderbetreuung an. In Basel-Landschaft entschied das Stimmvolk über vier kantonale Vorlagen aus Bildung und Gesellschaft.

Die vom Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverband alv lancierte Volksinitiative «Kinder und Eltern» für familienergänzende Betreuungsstrukturen wurde vom Stimmvolk deutlich abgelehnt. Angenommen wurde mit 54 Prozent hingegen der Gegenvorschlag. Mit diesem werden die Gemeinden verpflichtet, den Zugang zu familienergänzenden Betreuungsangeboten für Kinder bis zum Ende der Primarschule sicherzustellen.

Kathrin Scholl, stellvertretende Geschäftsführerin des alv, zeigte sich mit dem Ausgang der Abstimmung zufrieden. Die Initiative sei auch ein Druckmittel gewesen, damit etwas im Bereich der Betreuungsangebote passiere, und diese Taktik sei aufgegangen, sagte sie in einem Interview mit dem Fernsehsender Tele M1 am Abstimmungssonntag.

Zweimal Ja und zweimal Nein sagte das Stimmvolk im Kanton Basel-Landschaft zu kantonalen Vorlagen in den Bereichen Bildung und Gesellschaft. Es befürwortete den Verzicht auf Sammelfächer in der Volksschule. Fächer wie Geografie, Biologie oder Chemie werden somit auch in Zukunft einzeln unterrichtet. Deutlich angenommen wurde die Initiative «Bildungsqualität auch für schulisch Schwächere», welche den Ausbau von Brückenangeboten verlangt. Abgelehnt wurde hingegen die Verschiebung der Kompetenzen für die Einführung des Lehrplans 21 vom Bildungsrat zum Landrat. Zudem lehnte das Stimmvolk die Volksinitiative «Bedarfsgerechte familienergänzende Kinderbetreuung» ab. Mit dieser hätten die Gemeinden Beiträge zur Fremdbetreuung zwingend direkt an die Eltern ausrichten müssen.

Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland LVB stellt gemäss einer Medienmitteilung erfreut fest, dass die Stimmbevölkerung sich bei allen drei kantonalen Bildungsabstimmungen im gleichen Sinn geäussert hätte wie die Mehrheit seiner Mitglieder. Das Nein zum Sammelfach «Räume, Zeiten, Gesellschaften» ist in der  Wahrnehmung des LVB auch mit einem Nein zum Abbau in den allgemeinbildenden Fächern Geschichte und Geografie verknüpft. Daher fordert der LVB nach dem Nein zu den Sammelfächern auch ein Rückkommen auf die Stundentafel im Sinne einer Beibehaltung von je zwei Lektionen Geschichte und Geografie pro Woche.

Beat W. Zemp, Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, sagte in der Radiosendung „Rendez-vous“ von SRF 4, Lehrerinnen und Lehrer könnten auch Querverbindungen zwischen den Fächern herstellen, wenn sie diese separat unterrichteten. Umso mehr, wenn sie, wie meistens, mehrere Fächer unterrichteten. Ausnahmeregelungen in den Kantonen würden zudem die Bildungsharmonisierung nicht grundsätzlich gefährden: «Man kann ganz klar festhalten, dass man den Lehrplan 21 sowohl mit Einzelfächern als auch mit Sammelfächern gut umsetzen kann. Das ist nicht das entscheidende Hindernis. Es geht darum, dass dieser Lehrplan kompetenzorientiert abgefasst ist.» (dc)


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Medienmitteilung LVB vom 5. Juni 2016: Medienmitteilung zu den kantonalen Bildungsabstimmungen vom 5.6.2016; Bildungsabstimmungen im Sinne der Mehrheit der LVB-Mitglieder ausgegangen


Pressestimmen
Gemeinden müssen mehr Krippenplätze schaffen (Radio Argovia, 5.6.2016)
Nach Volks-Ja: Jetzt müssen die Aargauer Gemeinden Krippenplätze anbieten (Aargauer Zeitung online, 6.6.2016)
Für Lehrplan 21 ohne Sammelfächer (Basler Zeitung online, 6.6.2016)
Lehrplan 21: Abstimmung in Basel ist wegweisend (Radio SRF online, «Rendezvous», 6.6.2016)
Lehrplan 21: Wie weit kann der Kantönligeist gehen? (Radio SRF online, Regionaljournal Basel, 6.6.2016)
Lehrplan 21: Abstimmung in Baselland hat Folgen für die ganze Schweiz (Radio SRF online, Info 3, 06.06.2016, Beitrag ab Minute 09.15)

 

 

 

 

Datum

06.06.2016