Die Berner Jugend ist mehrheitlich gesund

Den meisten Jugendlichen in Bern geht es gut. Dies zeigt der erste umfassende Jugendgesundheitsbericht der Stadt Bern. Dennoch gibt es im Wohlbefinden der Jugendlichen gewisse Einschränkungen. Aus dem Bericht geht ausserdem hervor, dass die Gesundheits- und Bildungschancen nicht gerecht verteilt sind.

Die Stadt Bern hat erstmals einen umfassenden Bericht zur Jugendgesundheit erstellen lassen. Dazu wurden verschiedene Quellen beigezogen: Einwohnerdaten, Jahresberichte von Institutionen und Ämtern, Daten des schulärztlichen Dienstes, der Schulsozialarbeit, des Programms «Du seisch wo düre» sowie eine Onlinebefragung des Jugendamts. Aus dem zusammenfassenden Bericht geht hervor, dass die grosse Mehrheit der Jugendlichen ihre Gesundheit positiv einschätzt. Es leiden jedoch 5 bis 25 Prozent von ihnen unter gesundheitlichen Problemen und psychosozialen Belastungen.

Den Jugendlichen geht es im Allgemeinen gut
Die meisten der jungen Menschen verbringen gerne Zeit mit ihren Eltern, erleben die Schule positiv und haben Freundinnen und Freunde, denen sie vertrauen. Zudem engagiert sich ein Grossteil sozial, zum Beispiel im Haushalt oder in Vereinen. Die schulärztliche Untersuchung hat aber auch gezeigt, dass rund ein Viertel der Jugendlichen an Allergien leidet, zwölf Prozent Schlafstörungen haben und sich zehn Prozent über regelmässige Kopf- oder Bauchschmerzen beklagen. 

Ungerechte Gesundheits- und Bildungschancen
Je nach Bildungsgrad des Elternhauses gibt es gesundheitlich und auch schulisch Unterschiede. So treiben Jugendliche mit höher gebildeten Eltern häufiger Sport (80 vs. 51 Prozent), sind seltener übergewichtig (11 vs. 34 Prozent) und verbringen seltener mehr als 25 Stunden pro Woche mit digitalen Medien (7 vs. 19 Prozent). Sie leiden ausserdem weniger an einem schlechten psychischen Befinden (11 vs. 15 Prozent) und berichten seltener über Schulprobleme (11 vs. 34 Prozent). Besonders ausländische Jugendliche aus bildungsfernen Familien sind schulisch benachteiligt. Im Bericht werden verschiedene Gegenmassnahmen vorgeschlagen. Unter anderem soll der Zugang zu regelmässiger Bewegung verbessert werden.

Psychosoziale Unterstützung fehlt
Immerhin 13 Prozent der Achtklässler zeigen ein mässig bis schlechtes psychisches Befinden auf. Von den befragten 16- bis 18-Jährigen meldet knapp die Hälfte Hilfsbedarf wegen Stress und Nervosität und je gut ein Viertel wegen Traurigkeit oder Problemen mit dem Gefühlsleben. Zwölf Prozent gaben an, mit niemandem über ihre psychischen Probleme sprechen zu können. Daher sollen nun unter anderem die Schulsozialarbeit und der schulärztliche Dienst ausgearbeitet werden. Der Bericht zeigt auch, dass die Eltern trotz tiefgreifender Veränderung der Kind-Eltern-Beziehung im Jugendalter für die Jugendlichen eine wichtige und entscheidende Rolle spielen. Deswegen möchte die Stadt die Eltern künftig noch stärker unterstützen.

Schlafdefizite geben Anlass zur Sorge
Ein Viertel der Achtklässler schläft klar zu wenig und die Hälfte schläft nur knapp genügend. Fast ein Drittel der befragten 16- bis 18-Jährigen meldete einen Hilfsbedarf für Schlafprobleme. Zu den Folgen des Schlafmangels zählen Müdigkeit, depressive Verstimmungen, Beeinträchtigungen der Hirnentwicklung und ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Die Ursachen sind vielfältig: Das Dunkelheitshormon «Melatonin» wird in der Pubertät später ausgeschüttet, was zu einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus führt. Auch der hohe Blaulichtanteil von Bildschirmen hat Einfluss auf die Melatonin-Produktion. Der Bericht zweifelt zudem den frühen Schulbeginn an – er sei für Jugendliche schwierig. Als Vorbild gilt deshalb die Schule Munzinger, an der der Unterricht erst um 8.30 Uhr beginnt. 89 Prozent deren Schülerinnen und Schüler schlafen mehr als acht Stunden pro Nacht. An anderen Schulen sind es nur noch 76 Prozent. 

«Einen Beitrag leisten»
Damit Jugendliche den Übergang ins Erwachsenenleben und die damit verbundenen Herausforderungen gut meistern können, ist eine gute Gesundheit entscheidend. Gesundheitsdirektorin Franziska Teuscher betonte, dass im Jugendalter Gewohnheiten angenommen würden, welche die Gesundheit bis weit ins Erwachsenenalter prägen würden. Es sei daher wichtig und lohnend, in die Gesundheit der Jugendlichen zu investieren, sie zu schützen und zu fördern. «Der Jugendgesundheitsbericht 2016 kann dazu einen Beitrag leisten.» (aw/pd, Bild: Stadt Bern)

Weitere Informationen
www.bern.ch

Datum

28.11.2016