Lehrmittel

Frauen im Geschichtsschulbuch übergangen

In den Porträts eines unterrichtsergänzenden Lehrmittels sind die Frauen massiv untervertreten. Inzwischen wurde das Buch vom Markt genommen. Zu Gast in der SRF-Rundschau schliesst sich Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, der Kritik an, weist aber auch auf die Verantwortung von Lehrpersonen bei der Lehrmittelauswahl hin.

Im unterrichtsergänzenden Lehrmittel «Persönlichkeiten der Schweizer Geschichte» des ZKM Verlag finden sich unter den 48 porträtierten Personen bloss sechs Frauen. Gegen dieses massive Missverhältnis haben sich zwei Schülerinnen des Schulhauses Letten in Zürich zur Wehr gesetzt. In einem Brief forderten sie ZKM dazu auf, das Lehrmittel zu überarbeiten und für eine ausgeglichene Vertretung der Frauen zu sorgen. Die Empörung der Schülerinnen ist beim Verlag auf offene Ohren gestossen: Er hat den Verkauf des Lehrmittels bis zu dessen Überarbeitung gestoppt, wie die Sendung «Rundschau» des SRF am 20. Februar 2019 berichtete.

Als Studiogast in derselben Sendung trat Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, auf. Für das Anliegen der beiden Schülerinnen zeigte er Verständnis: «Eine solche Auswahl ist jenseits von Gut und Böse, das ist wirklich nicht mehr State of the Art.» Zugleich wies er darauf hin, dass «Persönlichkeiten der Schweizer Geschichte» ein privates Lehrmittel sei. Als solches finde keine Qualitätskontrolle statt, wie dies bei den öffentlich empfohlenen Lehrmitteln der Fall sei. Zemp betonte auch, dass es immer noch in der Verantwortung der Lehrpersonen liegt – wovon auf dieser Stufe 85 Prozent Frauen sind –, ob sie dieses Lehrmittel einsetzen wollen oder nicht. Diese Freiheit der Lehrpersonen bei der Auswahl von Lehrmitteln, die der LCH auch im Positionspapier vom 14. Dezember 2015 festgehalten hat, verteidigte der Zentralpräsident denn auch: «Nicht alle Klassen sind gleich, deshalb kann man auch nicht schweizweit das gleiche Einheitslehrmittel nehmen.»

Stattdessen sprach sich Zemp dafür aus, in die Sensibilität von allen Lehrpersonen zu investieren, damit Stereotypen keine Wirkung zeigen. Zuletzt erinnerte er an die zehn Kriterien für die Güte von Lehrmitteln, die die Interkantonale Lehrmittelzentrale im Jahr 2013 herausgegeben hatte. «Als erstes steht dort, dass Lehrmittel Schülerinnen und Schüler gleichermassen ansprechen müssen – das ist hier offenbar nicht der Fall.» Der LCH hat diesen Bericht der «Rundschau» als Anlass genommen, einen institutionalisierten Kontakt mit der ilz aufzugleisen. An diesen Treffen sollen beispielsweise solche Fälle wie der aktuelle besprochen werden können. (mw; Foto: SRF Rundschau)

Weitere Informationen
Beitrag in der Sendung «Rundschau» des SRF vom 20. Februar 2019: «Schulbücher ohne Frauen: weibliche Vorbilder in Vergessenheit»
Positionspapier LCH: Lehrmittel 
 

Datum

21.02.2019

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