Frühförderung vorantreiben

Die Schweizerische UNESCO-Kommission hat am 26. Februar 2019 ihre Publikation «Für eine Politik der frühen Kindheit» vorgestellt. Mit dieser liefert sie Vorschläge, um die Frühförderung voranzutreiben. Denn obwohl das familienergänzende Betreuungsangebot ausgebaut worden ist, sieht die Kommission noch grossen Handlungsbedarf.

Frühe Förderung lohnt sich. Dies zeigen diverse Studien: Kinder, die von Frühförderung profitieren, sind später gesünder, zufriedener und erfolgreicher. Die Schweizerische UNESCO-Kommission betont hierzu, dass Investitionen in die frühkindliche Bildung nicht nur Kindern und ihren Eltern zugutekommen, sondern letztlich der ganzen Gesellschaft. Dennoch fehlten vielerorts die Rahmenbedingungen für gute pädagogische Arbeit. «Es mangelt an bedarfsgerechten Betreuungsangeboten und hohe Kosten belasten die Familienbudgets», schreibt die Kommission zu ihrer neuen Publikation «Für eine Politik der frühen Kindheit». Sie fordert deshalb einen Quantensprung im Bereich der Frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) und präsentiert im Bericht konkrete Vorschläge dafür:

1. Bedarfsgerechte Angebote für alle sollen bereitgestellt werden.
2. Angebote und Akteure sollen sich koordinieren und vernetzen.
3. Die Qualität der FBBE-Angebote soll gesichert und verbessert werden.
4. Die Finanzierung der Massnahmen soll als Investition in die Zukunft verstärkt werden.

Hierfür sieht die UNESCO-Kommission verschiedene Akteure in der Pflicht: Bund, Kantone, Gemeinden, FBBE-Anbieter, aber auch die Wirtschaft und die Zivilgesellschaft. Ausserdem fehle das gemeinsame Handeln auf allen politischen Ebenen und es brauche mehr Dialogbereitschaft beim Bund und in den Kantonen. «Wenn es nicht gelingt, eine kohärente Politik auf den verschiedenen staatlichen Ebenen unter Beizug der Zivilgesellschaft zu etablieren, bleiben die bisherigen Massnahmen ein Flickwerk mit wenig Wirkung», so die Kommission. An der Publikation haben aus diesem Grund verschiedene politisch verantwortliche und Fachpersonen aus allen Landesteilen mitgewirkt. Diese ist überdies eingebettet in die «Agenda 2030» der UNO, mit der 2015 globale Bildungsziele verabschiedet wurden. 

Frühförderung für mehr Chancengerechtigkeit
Erst am 22. Februar 2019 hat die Bildungskommission des Nationalrats mitgeteilt, dass sie die parlamentarische Initiative zur Chancengerechtigkeit vor dem Kindergartenalter von Matthias Aebischer zur Abschreibung beantrage. Aebischer wollte mit der Initiative das Kinder- und Jugendförderungsgesetz um die Zielgruppe Kinder im Vorschulalter erweitern. Mit 12 zu 10 Stimmen hat sich die Nationalratskommission gegen eine solche Erweiterung ausgesprochen. Demgegenüber schreibt die UNESCO zur Chancengerechtigkeit: «Damit alle Kinder der Schweiz gleich gute Chancen haben, braucht es dringend eine Politik der frühen Kindheit.» Die Publikation ist in Deutsch, Französisch und Italienisch sowohl im PDF-Format als auch in gedruckter Form erhältlich. (pd/aw; Foto: Thinkstock/Rawpixel)

Weitere Informationen
www.unesco.ch (Download und Bestellung der Publikation «Für eine Politik der frühen Kindheit»)
www.parlament.ch (Initiative «Chancengerechtigkeit vor dem Kindergartenalter»)

Datum

27.02.2019