Informatik wird am Gymnasium obligatorisch

Die EDK hat sich für die Einführung eines Informatik-Obligatoriums am Gymnasium ausgesprochen und den Rahmenlehrplan Informatik verabschiedet. In der Anhörung hatte die Geschäftsleitung LCH beide Neuerungen unterstützt. Für die Umsetzung des Obligatoriums müssen zunächst die gesetzlichen Grundlagen revidiert werden.

Im ersten Halbjahr 2017 hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK eine Anhörung zur Einführung eines Informatik-Obligatoriums am Gymnasium und zum Rahmenlehrplan Informatik durchgeführt. Nachdem die Zustimmung zu beiden vorgeschlagenen Neuerungen hoch war, hat sich die EDK an ihrer Jahresversammlung kürzlich für die Einführung von Informatik als obligatorisches Fach am Gymnasium ausgesprochen. Damit fiel der Entscheid gegen ein Grundlagenfach aus. Sie hat auch den neuen Rahmenlehrplan Informatik verabschiedet, der die grundlegenden Ziele für das Fach enthält und als Grundlage für die kantonalen Lehrpläne dient.

Überarbeitung der Reglemente notwendig
Damit das Informatik-Obligatorium umgesetzt werden kann, müssen zunächst das Maturitätsanerkennungsreglement (MAR) der EDK und die Maturitätsanerkennungsverordnung (MAV) des Bundes angepasst werden. Aus diesem Grund will die EDK gemeinsam mit dem Bund eine Revision dieser gesetzlichen Grundlagen aufgleisen, denen sowohl der Bundesrat als auch die EDK zustimmen müssen. Die EDK möchte diesen Entscheid spätestens Mitte 2018 treffen. Sofern sich bei der Revision der Vorschlag mit einer Übergangsfrist von vier Jahren durchsetzt, würde der obligatorische Informatik-Unterricht spätestens ab dem Schuljahr 2022/23 starten. Gleichzeitig mit dieser Einführung würde der Rahmenlehrplan Informatik in Kraft gesetzt.

Rahmenbedingungen für Informatik-Unterricht müssen stimmen
Die Geschäftsleitung LCH hatte in ihrer Stellungnahme zur EDK-Anhörung vom April 2017 die Einführung von Informatik mindestens als obligatorisches Fach unterstützt und den offen gehaltenen Rahmenlehrplan dafür als geeignet erachtet. Für die Umsetzung seien aber genügend ausgebildete Lehrpersonen, entsprechende Weiterbildungsangebote sowie taugliche Lehrmittel und Infrastruktur notwendig. Darauf weist Zentralpräsident LCH Beat W. Zemp auch in seiner aktuellen GL-Kolumne «Standpunkt» hin. Für ihn wäre die Einführung von Informatik als Grundlagenfach mit Bezug auf die universitäre Fachdisziplin und die damit verbundene höhere Stundendotation konsequenter gewesen.

Fehler aus den Neunzigern ausgemerzt
Ein Grundlagenfach geht aber im Gegensatz zu einem obligatorischen Fach über mehrere Schuljahre und die Note zählt für das Bestehen der Maturprüfung, nicht nur für das betreffende Schuljahr, in dem das Fach stattfindet. Damit wäre die Realisierung des Informatik-Obligatoriums noch schwieriger geworden. Aus diesem Grund findet Zemp den EDK-Kompromiss trotzdem richtig: «Er korrigiert den fatalen Fehler, als Mitte der Neunzigerjahre der Programmierunterricht an den Gymnasien durch eine reine Anwenderschulung von Standardsoftware ersetzt wurde.» In Bezug auf die konkrete Stundenverteilung für das Fach Informatik bevorzugt Zemp eine Zusatzlektion, wie er in der SRF-Sendung «10vor10» betonte. «Mit Ausnahme von Mathematik, wo es Synergieeffekte gibt, ist es ansonsten ganz schwierig, bei anderen Fächern Stunden zu streichen.» (mw) 


Weitere Informationen
Medienmitteilung der EDK vom 30.10.2017: «EDK spricht sich für Informatik-Obligatorium am Gymnasium aus»
Stellungnahme der Geschäftsleitung LCH vom 3.4.2017: «Informatik am Gymnasium»
GL-Kolumne «Standpunkt» von Beat W. Zemp vom 31.10.2017: «Obligatorisches Fach Informatik am Gymnasium? Ja bitte – aber nicht zum Nulltarif!»
Beitrag in der SRF-Sendung «10vor10» vom 30.10.2017: «Programmierkurse an den Schulen»

Datum

31.10.2017