Kompetenzorientiert beurteilen

Die Kommission Volksschule der D-EDK hat eine Arbeitsgruppe mit der Bearbeitung aktueller Fragen zum Themenkreis der Beurteilung und der Zeugnisse beauftragt. Der ausgearbeitete Fachbericht liegt nun vor. Die darin betonte Wichtigkeit einer weiterführenden interkantonalen Zusammenarbeit begrüsst der LCH.

Es ist nun doch gelungen: Im Hinblick auf die Einführung des Lehrplans 21 sind die Kantone die Fragen rund um die Beurteilung aktiv angegangen und wollen weiter dranbleiben. Noch im März 2014 hat es gar nicht danach ausgesehen, als die Präsidienkonferenz des LCH ihr Positionspapier verabschiedet hat. Die Politiker wollten damals den Lehrplan 21 nicht mit einer erneuten Notendiskussion gefährden und haben behauptet, mit dem Lehrplan 21 ändere sich an der Beurteilung nichts und wenn doch, dann seien die Kantone zuständig. Dabei ging es um so wesentliche Fragen der gleichen Benennung von Fächern, der Promotion und Stufenübertritte, der Folgen für die Förderung bei Nichterreichen von Grundkompetenzen, der Beurteilung von sozialen Kompetenzen oder um Fragen der Einstellungen und Haltungen, die im Lehrplan 21 in fachliche Kompetenzen eingebaut sind.

Heute ist klar: Man kann an einer öffentlichen Pflichtschule Werthaltungen oder Motivation nicht als Teil einer Fachnote beurteilen. Eltern wären nicht einverstanden, wenn der Staat zu stark in die Erziehung eingreifen würde, für Juristen wäre es gefundenes Fressen, weil an der Volksschule keine Assessments mit Vier-Augen-Prinzip durchgeführt werden. In Berufsausbildungen ist das anders: Berufe haben klare Vorstellungen, wie man Kunden begegnet. Patienten im Spital wollen mit Empathie gepflegt werden. Solche Kompetenzen müssen in Berufsausbildungen in aufwändigen Verfahren promotionswirksam beurteilt werden können. Das darf sein, denn die Jugendlichen wählen sich so gut als möglich ihre berufliche Ausrichtung aus.

Arbeitspapier profilQ und D-EDK Arbeitsbericht 

An Volksschulen müssen nun gemäss D-EDK nicht alle Kompetenzen beurteilt werden. Welche nicht und wer das entscheidet ist aber nicht so klar. Deshalb wurde im Rahmen des von LCH, VSLCH, der Stiftung Mercator Schweiz und von Fachpersonen getragenen Vereins profilQ in einem offenen Prozess ein Arbeitspapier ausgearbeitet, welches die anstehenden Fragen zur Beurteilung nochmals auflistet. Parallel dazu hat sich in der D-EDK eine Arbeitsgruppe zu gewissen Fragen Lösungsvorschläge überlegt, z.B. wie Zeugnisse gestaltet werden könnten. Diese interessanten Möglichkeiten und Empfehlungen sind von der D-EDK nach vorsichtigem Abwägen nun auf ihrer Webseite veröffentlicht worden.

LCH begrüsst die Entwicklung 

Man will zum Thema Beurteilen nun doch überkantonal weiter im Gespräch bleiben. Es soll dafür ein regelmässiges Austauschtreffen geschaffen werden. Das ist ein grosser Schritt in Richtung mehr Transparenz und weiterführender Zusammenarbeit zwischen den Kantonen, was der LCH sehr begrüsst. Die Kantone bleiben aber in der Verantwortung, für ihre Lehrpersonen und Schulen zum kompetenzorientierten Beurteilen die notwendige Klarheit auch wirklich zu schaffen.

Datum

10.11.2015

Autor
Jürg Brühlmann