Neue Studie zum Fremdsprachenunterricht

Der Fremdsprachenunterricht in der Volksschule ist ein viel diskutiertes Thema. Eine Studie der Universität Zürich hat die Englischkompetenzen der Aargauer Schülerinnen und Schüler untersucht und sie mit jenen der Solothurner Jugendlichen verglichen. Im Gegensatz zum Aargau wird im Kanton Solothurn Englisch erst ab der Oberstufe unterrichtet.

Seit 2008 lernen Schülerinnen und Schüler im Aargau ab der 3. Primarschulklasse Englisch. Das Departement Bildung, Kultur und Sport des Kantons Aargau hat das Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich damit beauftragt, den Erfolg des Englischunterrichts an der Primarstufe zu überprüfen. Die Autoren der Studie, Nicole Bayer und Urs Moser, kommen für das Ende der obligatorischen Schulzeit zu folgendem Ergebnis: «Über alle untersuchten Schultypen (Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule, Anm. d. Redaktion) hinweg erreichen im Hörverstehen und im Leseverstehen je nach Bereich gut 80 bis 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler die geforderten Kompetenzen.» Im Schreiben erreichten nahezu alle Schülerinnen und Schüler in allen drei Schultypen die geforderten Kompetenzen. Zusätzlich wurde ein Vergleich mit den Kompetenzen der Jugendlichen im Kanton Solothurn gezogen, die erst ab der 7. Klasse den Englischunterricht besuchen.


Verhältnis von Aufwand und Ertrag
Gemäss der Studie führt der Vergleich zu klaren Vorteilen der Schülerinnen und Schüler des Kantons Aargau in allen untersuchten Kompetenzbereichen. Mit der Evaluation könne eine Wirkung des Englischunterrichts auf der Primarstufe nachgewiesen werden, schreiben Nicole Bayer und Urs Moser. Schwieriger nachzuweisen und zu beurteilen sei, ob der Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zum Ertrag stehe. Nach Schätzung des Forschungsteams würden Schülerinnen und Schüler, die auf der Sekundarstufe II weiterhin im schulischen Kontext Englisch lernten, ein halbes bis ein ganzes Jahr Englischunterricht benötigen, bis sie die Leistungsrückstände aufgrund des späteren Beginns des Englischunterrichts eingeholt hätten. 

Zürcher Abstimmung in Mai: Nur eine Fremdsprache an der Primarschule 
Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerinnen und Lehrerverbands, freut sich über die Ergebnisse der Studie, wie man einem Bericht in der «NZZ am Sonntag» vom 5. März 2017 entnehmen kann. Man konzentriere sich besser auf Deutsch und eine Fremdsprache in der Primarschule und beginne mit der zweiten erst später. Sie persönlich würde Französisch den Vorzug geben, die Motivation fürs Englisch sei ohnehin gross. Lilo Lätzsch ist auch Mitglied im Initiativkomitee «Mehr Qualität – Eine Fremdsprache an der Primarschule». Das Zürcher Stimmvolk entscheidet darüber im Mai an der Urne.


LCH für Stärkung der Landessprache an der Primarschule 
Die Frage nach dem Start des Fremdsprachenunterricht an der Volksschule geht mit der Zürcher Abstimmung in eine nächste Runde. Im Sommer 2016 hatte der Bundesrat zu einer Vernehmlassung zum Sprachengesetz eingeladen. Die Lehrerinnen- und Lehrerverbände der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz, LCH und SER, hatten sich für die vom Bund vorgeschlagene Variante 3 ausgesprochen. Diese zielt auf die formelle Sicherung der zweiten Landessprache ab. Sie legt fest, dass der Unterricht der zweiten Landessprache in der Primarschule startet und bis zum Ende der obligatorischen Schulzeit dauern muss. Der Bundesrat gab im Dezember 2016 bekannt, die Voraussetzungen für eine Regelung durch den Bund seien zurzeit noch nicht gegeben. Die Voraussetzungen sollten dann neu geprüft werden, wenn ein Kanton entscheidend von der Sprachenstrategie von 2004 abweiche. (dc)


Weitere Informationen
Medienmitteilung Departement Bildung, Kultur und Sport Kanton Aargau vom 28.02.2017: Englischunterricht an der Volksschule zeigt Wirkung
Stellungnahme LCH vom 30.09.2016 zur Vernehmlassung zum Sprachengesetz des Bundes

Sprachunterricht: Noch keine Bundesregelung (LCH online, 16.12.2016)


Pressestimmen
Frühenglisch bringt zu wenig Vorteile (NZZ am Sonntag, 05.03.2017)

Datum

07.03.2017