Nicht alle Stellen werden passend besetzt

Erstmals untersuchten die Schulleitungsverbände der Deutschschweiz (VSLCH), der Westschweiz und des Tessins (CLACESO) gesamtschweizerisch die Stellensituation. Das Fazit: Es bleibt anspruchsvoll, passende Lehrpersonen zu finden, und es mangelt an schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen.

In der zweiten Maihälfte befragten der Verband der Deutschschweizer Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) und CLACESO, der Verband der Schulleitenden im Tessin und der Westschweiz, gemeinsam ihre Mitglieder zur Stellensituation. Der VSLCH führt die Umfrage jährlich durch, doch ist ein direkter Vergleich mit den Vorjahreswerten nicht möglich, da die Fragestellungen aufgrund der gemeinsamen Erhebung mit der CLACESO angepasst werden mussten, wie der VSLCH in seiner Medienmitteilung schreibt. Trotzdem listet der VSLCH einige auffallende Punkte auf:

  • 85 Prozent aller Teilnehmenden der Umfrage antworteten, dass an ihrer Schule Stellen neu besetzt werden, im Vorjahr waren es 89 Prozent gewesen.
  • Tendenziell werde die Situation von den Befragten im deutschschweizerischen Durchschnitt über alle Stufen bezogen als gleichbleibend bis leicht besser eingeschätzt. 18 Prozent seien der Ansicht, dass die Situation schlechter sei.
  • Auffallend sei nach wie vor der Mangel an schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen.
  • Rund ein Drittel der Befragten sei der Ansicht, dass bei den letztjährigen Anstellungen die Qualitätsansprüche der Schule erzielt worden seien.


Stellenvergabe mit Kompromissen
Der VSLCH schreibt, es sei weiterhin schweizweit anspruchsvoll, passende Lehrpersonen zu finden. Dabei zeigten sich kaum Unterschiede zwischen der Deutschschweiz und der Westschweiz sowie dem Tessin. Allerdings gebe es deutliche kantonale und stufenbezogene Unterschiede. Erschwerend wirkten finanzielle Unterschiede zwischen den Kantonen und Gemeinden sowie Massnahmen zum Leistungsabbau der Schulen. Trotz des knappen bis fehlenden Angebots würden die meisten Stellen aufs neue Schuljahr hin dank Kompromissen besetzt. 

Hoher Rücklauf und viele individuelle Meldungen
An der Umfrage der Schulleitungsverbände haben sich fast 1141 Schulleitende aus der Deutschschweiz und 154 Schulleitende aus dem Tessin und der Westschweiz beteiligt, die Rücklaufquote betrug in der Deutschschweiz knapp 57 Prozent, in der Westschweiz und dem Tessin 47 Prozent. Viele Schulleitende nutzten die Gelegenheit, individuelle Kommentare zu verfassen. Diese bezogen sich auf Themen wie die Schwierigkeit der sinnvollen Verteilung von Stellenprozenten auf Teilzeitangestellte, Leistungsabnahme und sinkende Attraktivität der Schulen durch Klassenzusammenlegungen, Aufschieben von Renovationen und Investitionen in der IT sowie den Druck der Behörden, für die Besetzung freiwerdender Stellen junge Lehrpersonen mit tiefen Löhnen zu bevorzugen. (pd/dc) 


Weitere Informationen
Medienmitteilungen des VSLCH zur Stellensituation vom 12. Juni 2016


Weiterlesen
Schulen stellen unterqualifizierte Lehrer ein (20 Minuten Online, 12. Juni 2016)

Wenn es Lehrern an Wissen mangelt (Sonntagszeitung Online, 12. Juni 2016)
 

Datum

14.06.2016