PISA: OECD-Antwort unbefriedigend

EDK und LCH waren sich Ende 2016 einig: Die Schweizer Resultate der PISA-Erhebung 2015 lassen sich nicht interpretieren. Grund dafür waren strukturelle Anpassungen an der Erhebung. Die OECD reagierte jetzt auf die Kritik aus der Schweiz. Die Antwort lässt aber noch viele Fragen offen.

Der Test am Computer statt auf Papier, die abgeänderte Skalierung und die Zusammensetzung der Schweizer Stichprobe – PISA 2015 wies einige Abweichungen gegenüber den Erhebungen der Vorjahre auf. An der Medienkonferenz im Dezember 2016 hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass die vorgenommenen Veränderungen im Design von PISA viele Fragen zur Vergleichbarkeit der Daten aufwerfen. In einem Brief an die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD bat sie um Klärung. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH unterstützte das Vorgehen der EDK und verlangte von der OECD ebenfalls eine Stellungnahme zu den Änderungen von Prüfungsmodus, Stichprobe und Skalierung.

OECD weist Kritik zurück - LCH hält an Forderungen fest
Die OECD hat auf die Kritik aus der Schweiz ihrerseits mit einem Brief reagiert. Darin steht unter anderem: «Wir können versichern, dass die Resultate der Schweiz vollkommen vergleichbar sind.» Aus Sicht des LCH sind mit dem Brief die offenen Fragen der LCH-Medienmitteilung nicht ausreichend beantwortet. Zentralpräsident Beat W. Zemp sagt: «Der PISA-Turm steht immer noch schief, einfach etwas weniger schief, weil die OECD nun eine Antwort geschrieben hat.» Der LCH halte an der Forderung fest, dass die Schweizer Kritik an der Datenerhebung und -auswertung von PISA 2015 in einem offenen Dialog mit der OECD besprochen werden müsse. Dies mit Wissenschaftlern aus allen Ländern, die sich an diesem offenen Dialog beteiligen wollten und nicht in Form von Einzelgesprächen oder via Briefverkehr. «Der LCH hat dazu an der trinationalen Konferenz in Wien von Ende Januar den Kontakt mit den Lehrerverbänden aus Deutschland und Österreich aufgenommen, damit sie diesen kritischen Austausch mit der PISA-Projektleitung der OECD unterstützen», so Beat W. Zemp weiter. Und er ergänzt: «Sollte sich die OECD weiterhin nicht gesprächsbereit zeigen, halten wir an der Forderung fest, aus den PISA-Tests auszusteigen und die Mittel für das nationale Bildungsmonitoring zu verwenden.»

Bundesrat: «PISA-Erhebungen müssen Funktion erfüllen können»
Zum weiteren Vorgehen in der PISA-Frage reichte Jonas Fricker, Nationalrat und Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK), im Dezember eine Interpellation ein. In seiner Antwort vom 1. Februar 2017 schreibt der Bundesrat unter anderem: «Zur Vertretung ihrer Interessen gegenüber der OECD stehen der Schweiz neben den Fachkonferenzen weitere Möglichkeiten zur Verfügung, über deren Wahl zu gegebener Zeit zu entscheiden ist. Dabei wird primär darauf zu achten sein, dass die PISA-Erhebungen ihre Funktion, u.a. im nationalen Bildungsmonitoring, langfristig erfüllen können. Dies ist nur gewährleistet, wenn den im Rahmen von PISA 2015 vorgebrachten Zweifeln nachhaltig begegnet werden kann.» (pd/dc)

Weitere Informationen
Kritik an PISA-Studien – die OECD wehrt sich (Radio SRF, Rendez-Vous, 07.02.2017)
Kritik an Schulstudie: Der Turm von PISA bleibt schief (SRF News, online, 07.02.2017)
Pisa-Ergebnisse und Schweizer Kritik an der OECD. Wie weiter? (Interpellation von Jonas Fricker)
Kritik an der OECD – Interpellation eingereicht (News, www.LCH.ch, 15.12.2016)
Medienmitteilung LCH vom 6. Dezember 2016: PISA 2015 – Viele Fragezeichen und keine neuen Erkenntnisse

Datum

08.02.2017