Primarlehrpersonen sind neu «Allrounder»

An der PH Zug können sich Studierende des Studiengangs Primarstufe neu in allen Unterrichtsfächern ausbilden lassen. Der Studiengang Kindergarten / Unterstufe führt ebenfalls neu zu einem Lehrdiplom vom Kindergarten bis zur 3. Primarklasse. Der LCH warnt vor einem Wildwuchs von Abschlüssen.

(bm) Die Pädagogische Hochschule Zug reformiert ihre Studiengänge der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung. Ab dem Schuljahr 2016/17 können sich die angehenden Primarlehrpersonen in allen Fächern ausbilden lassen. Der Studienreform ging eine Befragung bei allen Studierenden des Studiengangs Primarstufe und bei Abgängerinnen und Abgängern des Jahres 2014 voraus. Das Ergebnis war deutlich: «Sowohl die Studierenden als auch die Ehemaligen favorisieren ein Studienmodell, das den Abschluss in möglichst vielen Fächern erlaubt», betont Clemens Diesbergen, Prorektor und Leiter Ausbildung an der PH Zürich, in der Medienmitteilung vom 21. Oktober 2015. 

Im Zuge der Studienreform wurde auch der Studiengang Kindergarten / Unterstufe optimiert. Mit dem Abschluss dieser Ausbildung erhalten die Studierenden neu die Unterrichtsbefähigung bis zur dritten statt wie bisher bis zur zweiten Primarklasse. Diese Anpassung sei vorgenommen worden, weil nur noch wenige PHs das Diplom nur bis zur zweiten Klasse erteilten und weil eine beachtliche Zahl der Abgängerinnen und Abgänger der PH Zug an Schulen arbeiteten, an denen eine Lehrperson eine Schulklasse von der ersten bis zur dritten Klasse begleite, heisst es in der Medienmitteilung weiter.

Kommentar von Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH
Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH warnt vor einem Wildwuchs von Abschlüssen. Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, nimmt zu dieser Entwicklung wie folgt Stellung: 

«Die Pädagogischen Hochschulen konkurrenzieren sich immer wieder mit möglichst ‹praxistauglichen› Angeboten. Dies führt zu einem unkoordinierten Wildwuchs von Abschlüssen. Bisher tobte der Kampf um die Ausbildung von Generalisten versus Spezialisten. Die Frage dahinter: In welcher Zeit kann man für 9 Fächer ausbilden, womöglich noch in 2 zusätzlichen Sprachen? Wäre nicht ein Master notwendig? Das zweite Kampffeld war die Basistufe. HarmoS 1–4 und 4–8 hat sich in der Deutschschweiz nicht durchsetzen können. Es gilt bei uns weiterhin Kindergarten plus 1–3 und 4–6. Wenn die PH Zug jetzt für Kindergarten plus 1–3 ausbildet, sind das de fakto Lehrpersonen nur mit der Schulsprache ohne Französisch und Englisch, dafür Generalistinnen für alle anderen Fächer. Aus Sicht der anstellenden Praxis mag das Sinn machen. Wir schaffen somit aber zwei Kategorien Primarlehrpersonen. Es wäre gut zu begründen, warum beide Kategorien einen anspruchsvollen Job machen und weiterhin gleich viel verdienen sollten. Ohne Diskussionen um solche Themen befürchte ich eine Zweiteilung des Berufs, um dann weitere Abbaumassnahmen durchdrücken zu können. Der LCH will weiterhin einen Masterabschluss für alle Lehrpersonen, auch für den Kindergarten.»

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Medienmitteilung der PH Zug vom 21. Oktober 2015

Datum

26.10.2015