Schülerproteste gegen Abbau in der Bildung

Schülerinnen und Schüler sind in fünf Schweizer Städten auf die Strasse gegangen, um gegen die Abbaumassnahmen an den Schulen zu protestieren. Der LCH begrüsst die Demos: Die Schülerinnen und Schüler seien es, die den Preis für den Abbau bezahlen müssten. 

Tausende Schülerinnen und Schüler haben am 5. April gegen Bildungsabbau protestiert. Die Demos fanden in Zürich, Aarau, Genf, Basel und Luzern statt. Von Luzern, wo im vergangenen Jahr an den Schulen eine Woche Zwangsferien zu Sparzwecken verordnet wurde, ging auch der Protest unter dem Motto «KeLoscht» aus.

Schüler sind die Leidtragenden
Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH begrüsst die Schülerdemos. «Es ist wichtig, dass nun auch jene aufbegehren, die den Preis für die Abbaumassnahmen bezahlen müssen», sagte Zentralsekretärin Franziska Peterhans gegenüber der Aargauer Zeitung. Im Gegensatz zu einer Firma könnten die erwirtschafteten Erträge bei der Bildung nicht am Ende eines Jahres gemessen werden – die Ernte sei langfristig.

Veränderter Auftrag der Schule
Obwohl die öffentlichen Bildungsausgaben in den vergangenen 15 Jahren um 60 Prozent gewachsen sind, auf aktuell 36 Milliarden Franken, ist der Protest der Schülerinnen und Schüler gerechtfertigt. Denn gleichzeitig mit dem Anstieg der Ausgaben sei auch der Auftrag der Schule heute viel umfassender als früher, erklärte Franziska Peterhans gegenüber Radio SRF 1. Sie müsse mehr bieten und beispielsweise schwächere Kinder einbeziehen. «Gemessen am heutigen Auftrag findet deshalb ein Abbau statt. Lehrpersonen, Kinder und Eltern haben die schlechteren Bedingungen als früher», hält Peterhans fest. Der Abbau an den Volksschulen sei sogar schlimmer als befürchtet und hätte inzwischen deutlich eine Milliarde Franken überschritten.

Was paradox klingt, passt durchaus zusammen. Der Kuchen der Bildungsausgaben wird zwar jedes Jahr grösser gebacken, aber immer mehr Leute wollen ein Stück davon. Das Geld fliesst nicht nur an die Volksschule und die Gymnasien, sondern auch an die Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen. Das kostet – das Kuchenstück wird deshalb immer kleiner.

Streitpunkt Klassengrösse
Der PISA-Leiter und OECD- Bildungsdirektor Andreas Schleicher schlägt deshalb vor, die Klassengrösse zu erhöhen. Mit einer durchschnittlichen Klassengrösse von 19 Schülern liegt die Schweiz deutlich unter dem PISA-Schnitt von 23. Für Zentralpräsident LCH Beat W. Zemp lässt sich dies nicht verallgemeinern. Grössere Klassen hätten für viele verhaltensauffällige Schülerinnen und Schüler negative Folgen, sagt er im Gespräch mit der Aargauer Zeitung: «Sie brauchen Betreuung und können weniger gut selbstständig lernen.» Bei Kleinklassen von 8 bis 9 Schülern, wie sie teilweise in ländlichen Gebieten vorkommen, befürwortet Zemp die Idee. «Hier könnte man die Schulbezirke neu einteilen und zwei Klassen zusammenlegen.» (mw / Bild: ismagilov)

Weitere Informationen
Proteste gegen Sparübungen: Schüler gehen in fünf Städten auf die Strasse (Aargauer Zeitung, 05.04.2017)
Zahlen lügen nicht – oder vielleicht doch? (Radio SRF 1, 05.04.2017)
Pisa-Chef plädiert für grösser Klassen in der Schweiz: «In China sitzen in den Klassen 40 Schüler» (Aargauer Zeitung, 06.04.2017)
 

Datum

06.04.2017