Standpunkte

Kennen Sie MaP?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen das Kürzel etwas sagt, ist (leider noch) relativ gering. Falls Sie nicht zum grösseren Teil der Wahrscheinlichkeit gehören, freut es mich und Sie können sich das Weiterlesen ersparen und Ihre kostbare Zeit zum Lesen eines anderen Artikels einsetzen. Andernfalls freut es mich, wenn Sie weiterlesen.

Googeln hilft Ihnen nicht weiter. Sie werden auf eine falsche Fährte geführt. Also einfach weiterlesen. MaP ist die Abkürzung für den Verein «Männer an die Primarschule», welcher im Herbst 2014 gegründet wurde und vom LCH unterstützt wird. Der Verein verfolgt das Ziel, dass sich Bildungsinstitutionen, Berufsverbände, Behörden und Beratungsstellen gemeinsam für einen höheren Männeranteil an den Primarschulen engagieren.

Bereits 1964 sank der Männeranteil an den Primarschulen unter 50 Prozent. Seither hat sich der Anteil der Männer in der Primarschule kontinuierlich verringert. In der Eingangsstufe werden die Schülerinnen und Schüler praktisch ausschliesslich von Frauen unterrichtet. Auf der Mittelstufe und auf Stufe Sek I nimmt der Anteil der Lehrerinnen jährlich zu. Gleichstellungs- und bildungspolitisch gesehen ist diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen nicht nur gut. Der Beruf des Lehrers rsp. der Lehrerin entwickelt sich zunehmend zu einem Frauenberuf. Überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten in einem Teilzeitpensum. Ihr Arbeitsaufwand und ihre Arbeitsleistung sind im Verhältnis zur Anstellung gegenüber den Vollzeitangestellten ungleich grösser. Die Entlöhnung entspricht jedoch oft nicht dem zusätzlich geleisteten Aufwand. Diese Entwicklung ist standespolitisch bedenklich. Durch die Entwicklung des Berufs in einen Frauenberuf, in dem viele Mitarbeitende eine Teilzeitanstellung haben, führt zu einer Diskriminierung des weiblichen Geschlechts.

Aus pädagogischer und erzieherischer Sicht ist diese Entwicklung ebenfalls nicht nur positiv. Den Schülerinnen und Schülern fehlt vermehrt das männliche Vorbild. Im ungünstigsten Fall (den gibt es vermehrt) wächst ein Kind in einem weiblich geführten (Ein-)Elternhaushalt auf und wird während der gesamten Volksschulzeit von vorwiegend weiblichen Lehrpersonen unterrichtet und betreut. Männliche Jugendliche nehmen den Beruf des Lehrers rsp. eben der Lehrerin wohl nicht in erster Priorität als Ziel ihrer zukünftigen Ausbildung ins Visier.

Das mag «frauenfeindlich» tönen, ist aber auf keinen Fall so gemeint. Fände die Entwicklung mit umgekehrten Vorzeichen statt, würden die gleichen Argumente gelten. Wie in vielen Lebenssituationen gilt auch hier: Eine ausgewogene «Mischung» ist oftmals zielführender und wertvoller als Einseitigkeit. Der Verein «Männer an die Primarschule» hat sich zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung in eine andere Richtung zu bewegen. In einer ersten Phase konnte der Verein vier Projekte starten, welche vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) grosszügig finanziell unterstützt werden:

  • Einblicke in den Berufsalltag eines Primarlehrers (Fachstelle JUMPPS)
  • Umsteiger, einsteigen! (PH Zürich und PH Zug)

  • MENtor (PH Graubünden)
- Fortbildung zu Männer und Primarschule: Professionelle Genderkompetenz (PH Luzern)

Weitere Projekte sind in Planung. Damit Sie jetzt nicht googeln müssen: Unter www.maenner-an-die-primarschule.ch finden Sie ausführliche Informationen. Egal ob Sie eine Leserin oder ein Leser sind, ein Blick auf die Website lohnt sich! P.S. Es freut mich, wenn Sie mit der Lektüre bis hierhin gelangt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kürzel MaP bekannter geworden ist, hat sich dadurch erhöht.

Datum

06.12.2016

Autor
Bruno Rupp

Publikation
Standpunkte