Standpunkte

UMAs – unbegleitete minderjährige Asylbewerber

Jesus flüchtete mit seinen Eltern gut behütet nach Ägypten. Er war kein unbegleiteter minderjähriger Asylbewerber, kein UMA. Er wurde nicht misshandelt, geschlagen, ausgeraubt und geplagt. Man hat ihm nicht das Ohrläppchen abgeschnitten, weil er nicht genug Geld dabei hatte für die Überfahrt.

Als Lehrpersonen kennen wir geflüchtete Kinder. In den 1990ern kamen sie aus Bosnien, jetzt aus Eritrea, Irak, Syrien und vielen anderen Ländern. Neu ist die stark steigende Zahl, die Traumatisierung durch Krieg und Flucht, die oft langjährige Schulferne, das gefährdende Alleinreisen.

Viele Länder erstellen nun «bauliche Massnahmen» gegen die Flüchtlinge. Wohl eher zur Beruhigung der Bevölkerung. Denn ohne Gebrauch von Schusswaffen funktioniert ein Zaun nicht wirklich. Das wissen wir, die noch den eisernen Vorhang kennen. Das Geld würde gescheiter in die internationale Kooperation und die Aufnahme vor Ort gesteckt.

Traumatisierte Kinder und Jugendliche können durch Konzentrationsstörungen, Abwesenheitszustände, Aggressivität, besondere Zurückhaltung, Misstrauen, Übermüdung aufgrund von Schlafstörungen, regressives Verhalten, Ängste, Verweigerungsverhalten oder depressive Symptome auffallen. Hier ist grössere Unterstützung der Schulen im Unterricht und eine verstärkte Zusammenarbeit mit betreuenden Organisationen angesagt. Zur Integration in die Arbeitswelt und zum Nachholen der Schulbildung braucht es weitere grosse Anstrengungen aller Kantone auf der Sekundarstufe II.

Wer sich engagiert, möchte wissen, ob es sich lohnt. Wenn Jugendliche nach vielen Jahren Integrationsarbeit und mit guten Deutschkenntnissen wieder «nach Hause» ausgewiesen werden, ist das demotivierend. Wenn weiterhin bei Reichen Steuern reduziert oder gar nicht erhoben werden und dafür das Geld für Sondermassnahmen im normalen Schulbetrieb gekürzt wird, steigt der Ärger. Halten wir es also mit Thomas von Aquin: «Für Wunder muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten.»

Datum

12.01.2016

Autor
Jürg Brühlmann

Publikation
Standpunkte