Standpunkte

Böse Jugend?

Das Erziehungsdepartement des Kantons Aargau gibt eine Untersuchung über den Zustand der heutigen Schuljugend in Auftrag. Denn die Regierung ist beunruhigt ob der Klagen, die ihr zu Ohren gekommen sind.

Die heutigen Jugendlichen seien unanständig, kämen am Morgen ohne gefrühstückt zu haben zur Schule, die Aufgaben seien nicht oder nur flüchtig erledigt, am Abend trieben sie sich bis in alle Nacht auf den Strassen herum, die Eltern kümmern sich nicht um die Erziehung ihrer Kinder und würden dies der Schule überlassen und am Schlimmsten sei die Sprache der heutigen Jugend, es müsse von einer eigentliche Verluderung gesprochen werden. 

Diese Nachricht ist zu lesen in einer Ausgabe des «Fricktal-Bote» aus dem Jahre 1951. Offenbar war in einer Zeit, als angeblich Zucht und Ordnung noch galten und das Ansehen der Lehrer gross war, die Jugend bereits schlecht. Die Jugend scheint immer schlecht zu sein. Oder noch schlimmer: immer schlechter als zuvor. Die Sprach- und Mathematik-Kenntnisse der Jugendlichen befinden sich auf einer eigentlichen Talfahrt. Heute würden viele Lehrmeister darunter leiden, dass ihre Lehrlinge nicht mehr rechnen können. Auch wenn Untersuchungen wie PISA etwas ganz anderes beweisen, hält sich hartnäckig das Bild der immer schlechter gebildeten Jugend.

Vielleicht müsste man die Frage «Was ist denn mit unseren Jugendlichen los?» umgekehrt formulieren: Was ist denn mit den Erwachsenen los? Woher kommt es, dass viele Erwachsene mit wohliger Empörung die jungen Menschen schlecht reden? Haben sie ein völlig falsches Bild darüber, wie sie selbst als Jugendliche waren? Vielleicht ist auch diese Frage falsch. Vielleicht ist eher zu vermuten, dass die meisten Erwachsenen ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern und zu andern Jugendlichen haben und diese wohlwollend und positiv einschätzen. Genau so wie die Lehrerinnen und Lehrer ihre Schüler und Schülerinnen nicht als eine Last, sondern als ein Grund für ihre Berufszufriedenheit erleben, wie die Studie zur Berufszufriedenheit des LCH vom letzten Jahr beweist. (Aber wer traut schon wissenschaftlichen Studien?)

Datum

31.03.2015

Autor
Nick Stöckli

Publikation
Standpunkte