Bildungsmesse Swiss Didac

«Gute Beziehungen wirken bis ans Lebensende»

Der LCH setzte Mitte November an der Bildungsmesse Swiss Didac Zeichen. Themen waren Gesundheit und Wohlbefinden, die Bedeutung von politischer Bildung und eine Preisverleihung.

LCH-Präsidentin Dagmar Rösler und Kinderarzt Oskar Jenni sprechen auf der Bühne der Bildungsmesse Swiss Didac über die Beziehung von Gesundheit und Bildung. Fotos: Marion Bernet

Die Schule soll ausbügeln, was gesellschaftlich nicht rund läuft. Die einen wollen mehr Leistung, die anderen Individualisierung und noch andere weniger Druck. Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), sprach auf der Bühne der Schweizer Bildungsmesse Swiss Didac in Bern mit dem Kinderarzt und Buchautor Oskar Jenni darüber, was Kinder und Jugendliche wirklich brauchen.

«Es ist wichtig, Kindern Raum zu geben – damit sie auch einmal einfach Kind sein können.»

 

Jenni betonte, wie wichtig es sei, Kindern Raum zu geben. Sie müssten Kind sein können. Erwachsene tendierten dazu, Leistung zu stark zu betonen. Wenn er Lehrpersonen etwas raten könne, dann, gute Beziehungen zu ihren Schülerinnen und Schülern zu pflegen. Denn diese wirkten bis ans Lebensende.

Das hat er von Menschen erfahren, die in einer Langzeitstudie immer wieder befragt worden sind. Interessant dabei: Sie hätten im mittlerweile reifen Alter genau solche Beziehungen als prägende Erfahrungen genannt. Oft genug seien es Beziehungen aus der Schulzeit gewesen. Rösler wies Jenni darauf hin, dass töne ja gut. Aber die Realität sei oft anders, die Anforderungen an die Schulen wüchsen ständig.

Ein Zuhörer brachte das Dilemma mit einer Frage auf den Punkt: «Was könnte man weglassen?» Denn alles zusammen ist zu viel. Jenni dachte kurz nach und gab eine provokante und aktuelle Antwort: Man könnte auf Frühfranzösisch verzichten. Auf den Einwand Röslers, ob es nicht auch Englisch sein könnte, entgegnete der Zürcher diplomatisch: «Meinetwegen auch Englisch.» Wichtig sei vor allem, dass genügend Raum bleibe, um das Zusammenleben zu üben. Denn dort habe die Schule eine besondere Aufgabe in einer Welt, die immer fragmentierter und schneller unterwegs sei und in der Einzigartigkeit und Leistung über allem stehe.

Das engagierte Gespräch zog nebst jenen, die einen Sitzplatz ergattert hatten, auch zahlreiche Passantinnen und Passanten in seinen Bann. Sie blieben stehen, blendeten den Messelärm aus und hörten zu.

Richard-Beglinger-Preis für zwei Projekte

Der zweite Programmpunkt auf der Bühne an diesem Mittwochnachmittag im November knüpfte quasi ans Gespräch an: Bereits zum dritten Mal vergab der LCH, genauer dessen Fachkommission für berufliche Orientierung, ihren Förderpreis für Projekte aus diesem Bereich. Andreas Egli, Präsident der Fachkommission und Jurymitglied freute sich in seiner Begrüssungsrede über die hohe Zahl der Projekteingaben und deren Qualität. Man habe die Qual der Wahl gehabt. Die Jury kürte deshalb zum ersten Mal zwei Sieger:

Zum einen ist dies der Biohof Waldenstein im solothurnischen Beinwil. Dort können Jugendliche, die erst kürzlich in die Schweiz gekommen sind, im Umgang mit Tieren oder auf dem Feld ihre Fähigkeiten entdecken und Deutsch üben, etwa indem sie Instruktionen umsetzen.

Zum anderen erhielt das Projekt «Lernende bauen Zukunft» einen Preis. Dort haben kleinere Unternehmen aus der Baubranche im Kanton Schaffhausen Angebote geschaffen, in denen angehende Berufsleute ihre Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern im praktischen Alltag teilen. Bei beiden prämierten Projekten geht es – wie von Jenni beschworen – darum, eine gute Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen.

Der Richard-Beglinger-Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit 10'000 Franken dotiert. Jedes der Projekte erhält 5000 Franken. Demnächst werden sie in einem Beitrag auf LCH.ch ausführlicher vorgestellt. Mehr Informationen zum Richard-Beglinger-Preis sind unter folgendem Link zu finden: richard-beglinger-preis.ch

Berner Bildungstag erstmals an Swiss Didac

Am Donnerstag schälten Beat Schwendimann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle des LCH, und zwei weitere Referenten dann die Rolle der Schule in einer Demokratie heraus. Dieser Tag war der bestbesuchte der dreitägigen Messe, da der Berner Bildungstag, jedes ein Jahr ein Publikumsmagnet, zum ersten Mal im Rahmen der Messe stattfand. Veranstaltet wird diese Weiterbildungsveranstaltung jeweils von Bildung Bern, der Berner Sektion des LCH. Laut einer Mitteilung trafen sich rund 8000 Lehrpersonen aus dem Kanton Bern in der neuen Festhalle auf dem Messegelände von Bern. 

Bildungsmesse Swiss Didac 2025

Unter dem Motto «Alle Facetten von Bildung erleben» fand vom 19. bis 21. November die Bildungsmesse Swiss Didac auf dem Messegelände von Bea Expo in Bern statt. Präsent waren laut einer Mitteilung 140 Ausstellende und über 11 000 Besucherinnen und Besucher.

Datum

22.11.2025

Autor
Christoph Aebischer