3 Fragen an

Hand in Hand den Lehrberuf in der Schweiz verteidigen

David Rey ist seit Sommer 2022 Präsident des Syndicat des enseignant·es romand·es (SER). Im Kurzinterview erzählt er von seinem Einstieg, dem Lehrpersonenmangel in der Romandie und davon, wie er sich künftig die Arbeit mit dem LCH vorstelllt.

David Rey, Präsident des Syndicat des enseignant·es romand·es (SER). Foto: zVg

BILDUNG SCHWEIZ: David Rey, wie haben Sie das erste halbe Jahr als Präsident des SER erlebt?

DAVID REY: Ereignisreich. Mein Amtsantritt fiel mit dem Beginn des Schuljahres 2022/23 zusammen. Wir organisierten zusammen mit dem LCH eine gemeinsame Pressekonferenz zum Schulstart. Aktuelle Themen wie der Lehrkräftemangel und die Ankunft von Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine sorgten für ein starkes Medienecho. Es galt, koordiniert damit umzugehen. Ich bin seit 15 Jahren Lehrer und zudem Präsident des Walliser Verbands der Oberstufenlehrpersonen. Trotzdem musste ich mich daran gewöhnen, mich in meiner neuen Funktion richtig zu organisieren. Ich musste viele Sitzungen, die Zusammenarbeit mit dem LCH sowie Anfragen von Mitgliederverbänden, Medien und weiteren Partnern jonglieren. Das löste einen wahren Wirbelsturm in meiner beruflichen und persönlichen Agenda aus. Nachdem sich der erste Sturm jedoch gelegt hatte, gelang es mir, mich zurechtzufinden und die Prioritäten richtig zu setzen. 

In der Deutschschweiz ist der Lehrpersonenmangel ein grosses Problem. Wie ist die Situation in der Romandie?

Wir haben in der Romandie noch nicht das gleiche Ausmass erreicht. Anzeichen stellen wir aber fest. Es wird beispielsweise immer komplizierter, ausgebildete Stellvertreterinnen und Stellvertreter zu finden. Einige Fächer sind besonders betroffen, wie etwa Deutsch. Einen grossen Mangel gibt es auch in Sonderpädagogik. In einigen Kantonen mussten punktuelle Massnahmen ergriffen werden, um den Lehrpersonenmangel zu beheben. Die Behörden haben die Situation jedoch erkannt. Es wird nun über Lösungen diskutiert. Diese sollte man allerdings gut prüfen. Senkt man die Anforderungen für die Zulassung an die Pädagogischen Hochschulen, ist das beispielsweise keine gute Lösung. Angehende Lehrerpersonen benötigen eine qualitativ hochwertige Ausbildung, bevor sie das herausfordernde Studium an der Pädagogischen Hochschule in Angriff nehmen.

Wie sollen LCH und SER in Zukunft zusammenarbeiten?

In den ersten Wochen als Präsident des SER wurde mir bewusst, wie gross die Kluft zwischen unseren beiden Dachverbänden ist – aber auch, welche gemeinsamen Ziele wir haben. Unsere beiden Organisationen unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf die Struktur, sondern auch in der Art und Weise, wie wir arbeiten. Die «feinere» Struktur des SER zwingt uns, Zeit für unsere Aktivitäten gut einzuplanen. Der LCH dagegen hat aufgrund seiner Grösse ein grösseres Handlungspotenzial. Trotzdem müssen wir Hand in Hand arbeiten, um den Lehrberuf, aber auch die Qualität der Ausbildung in der Schweiz zu verteidigen.

Die Dossiers, die wir gemeinsam auf nationaler Ebene führen – beispielsweise der Lehrpersonenmangel – zeigen, dass es für alle Sprachregionen der Schweiz von Vorteil ist, wenn wir unsere Stimmen vereint zu Gehör bringen. Ich wünsche mir sehr, dass wir unsere Zusammenarbeit und unseren Austausch fortsetzen. Dabei wird uns die Plattform «formation.ch» helfen. Der endgültige Name und die Statuten stehen noch nicht fest. In Zukunft wären gemeinsame Versammlungen oder Veranstaltungen, an denen sich beide Dachverbände beteiligen, ein schönes Bild des Zusammenhalts. 

Datum

07.02.2023

Autor
ck