Ja zum Lehrplan 21, Nein zum Bildungsabbau

Die Thurgauer und Schaffhauser überlassen den Lehrplan 21 doch nicht dem Parlament. Das geplante Sparpaket des Zuger Regierungsrats wurde abgelehnt und auch die Aargauer wollen von Bildungsabbau nichts wissen: Das Berufswahljahr soll beibehalten werden.

Am vergangenen Abstimmungssonntag wurde in vier Deutschschweizer Kantonen zu bildungsrelevanten Themen abgestimmt. Die Kantone Thurgau und Schaffhausen möchten Entscheidungen zu Lehrplänen weiterhin den gewählten Fachgremien überlassen. Das Sparpaket des Zuger Regierungsrats, das auch Abbaumassnahmen in der Bildung vorsah, wurde von 53,3 Prozent der Zuger abgelehnt. Gegen den Bildungsabbau haben auch die Aargauer ein Zeichen gesetzt.

Der Lehrplan 21 ist nicht Sache des Volks
Das Resultat ist in beiden Kantonen deutlich: 75,3 Prozent der Thurgauer und 68,5 Prozent der Schaffhauser möchten die Kompetenzen rund um die Lehrpläne nicht auf andere Instanzen verlagern. Sie folgen damit den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Basel-Landschaft. Auch dort hatten bereits Initiativen vorgesehen, dass Lehrpläne nicht wie bisher durch ein Fachgremium, sondern neu durch das Kantonsparlament genehmigt werden sollen. Das Volk hätte jeweils mittels fakultativem Referendum mitentscheiden können. Christian Amsler, Regierungsrat Schaffhausen und Präsident der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz, zeigt sich im Interview mit Radio Top erfreut. «Das ist eine riesige Freude und auch Genugtuung. Es hat unsere Arbeit rund um den Lehrplan 21 bestärkt. Jetzt haben wir zwei deutliche Volksverdikte aus Thurgau und Schaffhausen. Das wird natürlich schon eine gewisse Wirkung auf die folgenden Abstimmungen haben.»

«Der Aargau hat heute gespart»
Mit der Abschaffung des Berufswahljahres wollten Regierung und Parlament des Kantons Aargau Einsparungen erzielen. Das Berufswahljahr ist ein spezielles Angebot, das zur Berufswahlreife und zur Berufsfindung führt sowie auf den gewählten Beruf vorbereitet. Elisabeth Abassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands, freut sich über das Resultat, ist aber nicht überrascht: «Wir haben in den letzten Monaten festgestellt, dass es eine Trendwende gegeben hat: Die Stimmbürgerinnen und -bürger wollen von Bildungsabbau nichts mehr wissen», erklärte Abbassi gegenüber Tele M1. Dass das Resultat so knapp ausgefallen sei, liege wahrscheinlich daran, dass es lediglich etwa 50 Schüler betreffe, die noch im Berufswahljahr seien. «Wenn man weiss, dass in der Berufswahlschule Lehrabbrüche verhindert werden und Lehrabbrüche in der Schweiz Milliarden kosten, dann ist das ein gutes Resultat. Der Aargau hat heute gespart.»

Auch der Lehrerinnen- und Lehrerverein des Kantons Zug hat gegen geplante Abbaumassnahmen in der Bildung gekämpft. Die Stimmbürgerinnen und -bürger haben sich zwar gegen das Sparpaket ausgesprochen, Leistungen wird der Regierungsrat aber laut Luzerner Zeitung kürzen: Er werde die 40 Millionen Franken einfach woanders kompensieren. (pd/aw)


Weitere Informationen
Sparpaket: Zufrieden bis wütend – nicht nur beim Pendlerabzug sind die Reaktionen gegensätzlich (Aargauer Zeitung, 27.11.2016)
Zuger wollen nicht sparen: Nein zum 40-Millionen-Entlastungspaket (Luzerner Zeitung, 27.11.2016)
Thurgau lehnt Initiative der Lehrplan-Gegner ab (Toponline, 27.11.2016)
Kanton Schaffhausen lehnt Lehrplan-Initiative ab (Toponline, 27.11.2016)

Datum

28.11.2016