Die Demonstrantinnen und Demonstranten versammelten sich zu ersten Kundgebungen auf der Schützenmatte bei der Reitschule in Bern. Mit dem Motto «ENOUGH18» wurde an der Demonstration insbesondere vom Nationalrat gefordert, Massnahmen gegen Lohndiskriminierung zu ergreifen. Dieser entscheidet heute über entsprechende Vorschläge der vorberatenden Kommission. Spricht sich eine Mehrheit für die Vorschläge aus, würde dies bedeuten, dass grosse Unternehmen in Zukunft prüfen müssen, ob sie Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit gleich viel zahlen. Nach der Versammlung folgte ein Demonstrationszug durch die Strassen von Bern, der laut Bernmobil den Verkehr in der Innenstadt zwischenzeitlich zum Erliegen brachte. Auf dem Weg zum Bundesplatz skandierten die Demonstrierenden «Rauf mit den Frauenlöhnen, runter mit den Boni» oder «So, so, solidarité avec les femmes du monde entier». Lautstark verlangten sie Lohnkontrollen und Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern.
20’000 für Lohngleichheit
Auf dem Bundesplatz gab es schliesslich verschiedene Auftritte und Kurzinterviews. Neben Vertreterinnen der CVP-Frauen, des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB oder der Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz gab auch Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH, ein Kurzinterview. Sie hatte zuvor mit den anderen interviewten Frauen den Demonstrationszug angeführt. «Die Löhne der Lehrerinnen dürfen nicht mehr den Schuhgrössen der Kinder angepasst werden, die sie unterrichten», forderte Peterhans im Interview mit Moderatorin Sandra Künzi. Obwohl der Lohn einer Primarlehrerin gleich gross wie jener eines Primarlehrers ist, gibt es bei den Lehrberufen keine Lohngleichheit. «Je mehr Frauen nämlich an einer Stufe unterrichten, desto tiefer sind die Löhne», ergänzte sie. Bildliche Unterstützung erhielt die Zentralsekretärin von Ruth Fritschi, Geschäftsleitungsmitglied LCH, Brigitte Fleuti, Präsidentin Verband Kindergarten Zürich, Barbara Schwarz, Mitglied der Geschäftsleitung des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands, und weiteren Kindergartenlehrpersonen, die ihre Plakate hochhielten und mit Parolen die Botschaft von Franziska Peterhans untermauerten.
Genug ist genug
Franziska Peterhans’ Forderung, dass die Löhne von Kindergarten- und Primarlehrpersonen deutlich steigen müssen, stiess auf viel Zustimmung und Jubel im Publikum, das sich auf dem Bundesplatz versammelt hatte. Sie führte aus, dass Kindergartenlehrpersonen in einem typischen Frauenberuf arbeiten. Zwar arbeiten diese 100 Prozent, jedoch verdienen sie nur 88 Prozent. Unverständnis und Überraschung zeigte ihre Interviewerin Sandra Künzi vor allem dann, als Franziska Peterhans erklärte, dass St. Galler Kindergartenlehrpersonen die Aufsicht während der Znünipause der Kinder auch als Pause und nicht als Arbeitszeit angerechnet werde. Die Buhrufe aus dem Publikum waren ebenfalls unüberhörbar, als sie die Diskrepanz zwischen dem durchschnittlichen Einstiegslohn eines Bachelorabsolventen und jenem einer Bündner Kindergartenlehrperson deutlich machte. Es sind knapp 17’000 Franken. Im Namen der rund 60’000 Mitglieder des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH und des Syndicat des enseignants romands SER brachte es Peterhans schliesslich auf den Punkt: «Enough! Schluss mit den Löhnen, die den Schuhgrössen der Kinder angepasst sind!» (Fotos: Anna Walser)