Medienkonferenz LCH und SER zum Start ins Schuljahr 2021/2022

An ihrer gemeinsamen Medienkonferenz zum Schulstart haben LCH und SER die Behörden dazu aufgerufen, für ein gutes Gesundheitsmanagement in der Schule zu sorgen. Die beiden Lehrerdachverbände stellten eine Reihe von Massnahmen vor, um die Schule zu stärken. 

Bilder: Hanspeter Bärtschi

Gemäss dem Beschluss der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) sollte das abgelaufene Schuljahr 2020/2021 den Status eines regulären Schuljahrs haben. «Leider traf dies coronabedingt in mehrfacher Hinsicht nicht zu», stellte Samuel Zingg, Vizepräsident LCH, nach den einleitenden Worten von Samuel Rohrbach, Präsident SER, fest. Mit Blick auf den nahenden Schulstart hatten der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und das Syndicat des Enseignant∙es Romand∙es (SER) zu einer Medienkonferenz geladen. Damit das neue Schuljahr 2021/2022 reibungslos und gelassen ablaufe, brauche es Anpassungen zur Stärkung der Schule, appellierte Zingg weiter. «Diese Massnahmen müssen in den nächsten Monaten umgesetzt werden, unabhängig von der weiteren Entwicklung der Coronapandemie.»

Stellensituation bleibt prekär 

Die Coronapandemie sei noch nicht vorbei, mahnte auch Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH. «Sie hat zudem vor Augen geführt, wie anforderungsreich der Lehrberuf ist.» Umso schwerer wirkt sich dann der qualitative Lehrpersonenmangel aus, mit dem zahlreiche Schulen in der Schweiz konfrontiert sind. Um die prekäre Stellensituation zu entschärfen, forderte Olivier Solioz, Vizepräsident SER, zum einen mehr Wertschätzung für die Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern. Zum anderen müssten der Status und die Attraktivität des Lehrberufs verbessert werden. «Dazu gehören eine gute und bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung sowie faire Löhne und Arbeitszeiten.» Zuletzt sind Lehrpersonen auf klare Vorgaben seitens der Behörden und Schulleitungen angewiesen.

Bessere Bedingungen für ausserschulische Aktivitäten 

Samuel Rohrbach rückte im Anschluss die Bedingungen in den Vordergrund, damit Exkursionen, Schullager oder Firmenbesuche vermehrt stattfinden könnten. «Während anderthalb Jahren waren diese ausserschulischen Aktivitäten entweder auf ein Minimum beschränkt oder Schulklassen mussten komplett darauf verzichten.» Einerseits müssten die Transportkosten gesenkt werden. Rohrbach verwies hierzu auf zurzeit laufende parlamentarische Vorstösse. Andererseits sprach sich der Präsident SER für Massentests aus. Franziska Peterhans räumte ein, dass der Aufwand dafür nicht ganz klein sei. «Wenn die Massentests aber eingerichtet sind, dann sind sie einfach in der Handhabung und machen den Schulalltag ruhiger und sicherer.» 

Berufswahl ohne Druck 

Die Coronakrise wirkte sich auch auf den Berufswahlprozess von Schülerinnen und Schülern aus, sagte Samuel Zingg. «Hier gilt es einiges aufzuholen beziehungsweise wieder aufzunehmen» Der Vizepräsident LCH meinte damit die Berufsmessen oder Schnupperlehren, die abgesagt wurden oder nur virtuell stattfanden. Jugendliche müssten die nötige Zeit erhalten und Unterstützung erfahren, damit sie sich ohne Selektionsdruck für einen Beruf entscheiden können. Beat A. Schwendimann ging derweil auf die digitale Transformation in der Schule ein. «In Bezug auf die technische Ausstattung gab es merkliche Unterschiede zwischen den Schulen, aber allein mit arbeitstüchtigen Geräten und einem funktionierenden WLAN ist es noch nicht getan», merkte der Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH an. So brauche es beispielsweise entsprechende Aus- und Weiterbildungen für die Lehrpersonen sowie ein ausgewogenes Zusammenspiel zwischen analogen und digitalen Lernformen. 

Professionelles Gesundheitsmanagement an Schulen 

Pierre-Alain Porret, Vorstandsmitglied SER, unterstrich die Bedeutung eines guten Gesundheitsmanagements in der Schule. «Exemplarisch dafür ist das Händewaschen, das wir in diesem Jahr neu gelernt haben.» Die Umsetzung dieser Hygienemassnahmen gehört aber nicht zum Pflichtenheft der Schulleitungen, obwohl diese einen tollen Job geleistet hätten. «Man wird schliesslich nicht von einem Tag auf den anderen zum Spezialisten», hielt Porret fest. Vielmehr müssten Gesundheitsschutzbeauftragte ausgebildet und entsprechende Stellen an den Schulen eingerichtet werden. Weiter forderte Porret, sämtliche Schulen in der Schweiz mit kostengünstigen CO2-Messgeräten auszustatten. Franziska Peterhans ergänzte, dass man mit diesen Geräten allein noch keine gesündere Luft in den Klassenzimmern hätte. «Mit ihnen weiss man aber nachher, wo bei der Lüftung anzusetzen ist.» 

Impfpriorisierung bleibt im Fokus 

Samuel Rohrbach griff die psychische Gesundheit von Lehrpersonen auf, die im vergangenen Schuljahr auf die Probe gestellt wurde. «Dieses Schuljahr war nicht wie andere, es hat den Lehrpersonen viel abgefordert.» Weiter hielt er an der gemeinsamen Forderung von LCH und SER fest, Lehrerinnen und Lehrer bei der kommenden Auffrischungsimpfung prioritär zu impfen. «Es ist ein unerlässlicher Schritt, um die Schulen offen zu halten und den Unterricht zu gewährleisten, eine allfällige Quarantäne von ganzen Schulklassen würde zulasten der Schülerinnen und Schüler gehen.» Zum Schluss räumte Samuel Zingg ein, dass einige der erhobenen Forderungen nicht neu seien. «Diese Anpassungen sind aber notwendig, damit die Schule gestärkt wird und sie zur Gelassenheit zurückfindet.» 

Datum

09.08.2021

Ort
Bern

Autor
Maximiliano Wepfer