Standpunkte

Neulich im Tram

Die Situation kennen Sie wahrscheinlich und haben sie ähnlich auch schon erlebt und wahrgenommen. Auf dem Heimweg von einer Sitzung am späten Nachmittag treffe ich im Tram auf viele Menschen, die alle aus irgendeinem Grund mit dem ÖV von A nach B fahren. Viele sind sicher wie ich auch auf dem Heimweg, einige fahren vielleicht zur Arbeit. Viele sind allein, einige scheinen sich zu kennen und führen kurze Gespräche. Einzelne Gesprächsfetzen verraten mir kurze Geschichten und Erlebnisse aus dem Arbeitsalltag der Reisenden: erfreuliche, lustige, fröhliche, frustrierende, unschöne. Die Menschen tauschen sich aus, reden miteinander und wünschen sich vor dem Aussteigen einen erholsamen und gemütlichen Abend. Andere scheinen niemanden zu kennen. Sie sitzen und stehen, schauen zum Fenster hinaus, lesen in einer Gratiszeitung. Viele beschäftigen sich mit ihrem Smartphone. Sie hören Musik, lesen News oder Mails, spielen, schauen einen Film oder kommunizieren via WhatsApp mit anderen Menschen, die nicht im Tram sind.

Ein Mensch fällt mir im dicht besetzten Tram besonders auf. Ein kleiner unscheinbarer Junge sitzt inmitten der vielen erwachsenen, grossen Menschen neben einem Fremden, allein mit seinem Rucksack und seinem Trottinett. Er ist eingepackt in eine Jacke, trägt einen Schal und eine Mütze. In seinen Ohren stecken zwei kleine Ohrhörer, die mit seinem Smartphone verbunden sind. Er ist ganz auf den Bildschirm konzentriert und in sein Spiel vertieft. Mit zwei Fingern steuert er flink, sehr flink das Geschehen auf dem Screen. Seine Mimik ist ausdruckslos und verrät nichts: keine Freude, kein Frust ... nichts. Seine Augen sind auf das Gerätchen fixiert, in seinen Ohren nimmt er wahrscheinlich nur die Geräusche des Spiels wahr. Um ihn herum sitzen und stehen dicht gedrängt Menschen. Das Tram hält an, Menschen drängen hinaus und herein, das Tram fährt weiter, hält wieder an ... fährt weiter ... hält an ... Plötzlich steht der Junge auf und drängt sich zur Tür hinaus. Mir ist völlig unklar, wie er trotz Vertieftheit in sein Spiel unvermittelt und, ohne sich vorher in der realen Welt umzuschauen, offensichtlich an der richtigen Haltestelle ausgestiegen ist.

Am nächsten Tag warte ich wieder an der Haltestelle auf das Tram. Eine jüngere Dame wartet ebenfalls. Sie trägt auch ein Handy in der Hand und hat Kopfhörer im Ohr. Sie telefoniert gerade mit einem Bekannten, den sie schon lange (seit zwei Tagen) nicht mehr gesehen hat. Sie steigt wie alle anderen auch ins Tram ein und führt ihr Gespräch fort. Gut hörbar, sehr gut sogar, für viele Fahrgäste... Wir (ich und die Fahrgäste) vernehmen während der zehnminütigen Fahrt allerhand Lustiges, Fröhliches, Langweiliges, Tratschiges und auch Trauriges aus ihrer aktuellen Lebenssituation. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen einfach zuhören. Kurz bevor sie (weiter telefonierend) aussteigt, vernimmt die nähere Umwelt im Tram, dass die Frau auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Eigentlich will ich das alles gar nicht wissen, es geht mich ja auch gar nichts an... Ich bin froh, dass ich die Person überhaupt nicht kenne, noch nie gesehen habe und wahrscheinlich auch nie wieder sehen werde. Ausser sie steigt wieder einmal ins selbe Tram wie ich und telefoniert.

Apropos Gesundheit: Wir Lehrpersonen sind täglich gefordert, zu unserer Gesundheit Sorge zu tragen. Wir sind auch gefordert, für eine gesunde Schule zu sorgen. Gerne gebe ich Ihnen ein paar Links zu Webseiten, auf denen Sie zahlreiche interessante Hinweise, Informationen und Anregungen zum Thema Gesunde Schule finden: www.schulnetz21.ch, www.nas-cpa.ch, www.radix.ch, www.education21.ch.

Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und spannende Lektüre!

Datum

06.02.2018

Autor
Bruno Rupp

Publikation
Standpunkte