«Mir ist es egal, ob ich in einer Demokratie lebe oder nicht, solange es den Menschen gut geht». Fast 30 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren pflichteten dieser Aussage im Jugend- und Politmonitor 2023 bei. Diese Zahlen des Dachverbands der Schweizer Jugendverbände herausgegebenen Monitor lassen aufhorchen.
Politische Bildung auf mehreren Ebenen
«Solche Zahlen müssen uns aufrütteln», sagt Beat A. Schwendimann, pädagogischer Leiter des Verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Die direkte Demokratie, wie sie in der Schweiz gelebt wird, sei keine Selbstverständlichkeit. Darum hält er an der Bildungsmesse Swiss Didac in Bern Mitte November zusammen mit zwei Lehrpersonen ein Referat zum Thema (siehe Infobox). «Demokratie muss ständig wieder vermittelt werden.» Für ihn ist klar, dass die Schule als Teil der Gesellschaft Mitverantwortung trägt. Doch wie soll Schule politische Bildung vermitteln?
«Demokratie muss ständig wieder vermittelt werden.»
Früher lernten Schülerinnen und Schüler in der Staatskunde, wie Demokratie funktioniert. Unterdessen ist man einen Schritt weiter. Kinder und vor allem Jugendliche sollen Demokratie erleben können. «Zeitgemässe politische Bildung ist handlungsorientiert und partizipativ», ist Schwendimann überzeugt. Dies kann auf mehreren Ebenen geschehen: So kann zum Beispiel eine Klasse gemeinsam diskutieren und abstimmen, wohin der nächste Ausflug führt. Debattierklubs oder ein Schülerrat können wiederum eine demokratische Schulkultur beleben. Auch Angebote wie «Schulen nach Bern» machenPolitik greifbarer.
Demokratische Werte sind Pflichtstoff
Einfach ist politische Bildung nicht. Lehrpersonen bewegen sich damit im Spannungsfeld zwischen politischer Neutralität, die sie gewähren müssen, und demokratischen Werten, die sie zu vermitteln haben. Das Dilemma ist Schwendimann bewusst. Aber er betont: «Politisch neutral heisst nicht wertefrei.». Es sei Aufgabe der Schule demokratische Werte zu vermitteln, wie sie in der Schweizer Verfassung stehen. Dazu gehören unter anderem: Demokratie, Menschenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter.
Im Rahmen des Unterrichts dürfen Lehrpersonen auch ihre persönliche Meinung äussern. Das ist allerdings eine Gratwanderung. Der Beutelsbacher Konsens formuliert die Leitplanken: Eine persönliche Meinung kann geäussert werden, muss aber klar als solche deklariert sein. Diese darf Schülerinnen und Schüler nicht aufgezwungen werden. Und: Politische Bildung soll die Lernenden dazu befähigen, sich selbst eine Meinung zu bilden und diese politisch zu vertreten.
Im Referat zeigen Beat A. Schwendimann (Leiter Pädagogik LCH), Martin Pryde (Präsident VSGS) und Samuel Bärtschi (Schweiz debattiert/Schulen nach Bern), wie politische Bildung im Unterricht konkret umgesetzt werden kann.
