Präsidentenkonferenz LCH in Interlaken

Mitten im touristischen Hotspot der Schweiz widmeten sich die Präsidentinnen und Präsidenten der verschiedenen Mitgliedsorganisationen des LCH ihren «Geschäften». Neben der Gesundheit von Lehrpersonen, neuen Publikationen des LCH und weiteren bildungspolitischen Themen stand am 23. und 24. November 2018 in Interlaken auch die Arbeitszeit im Fokus der Präsidentenkonferenz LCH. 

In diesem Jahr hat der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) zum dritten Mal nach 1999 und 2009 die Arbeitszeit der Lehrpersonen erhoben. In ihrem Referat blickte Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH, am 23. November auf die vergangenen zwei Erhebungen zurück. Anhand einer Grafik veranschaulichte sie die Bergtour, die die Lehrpersonen im Verlauf des Schuljahres auf sich nehmen. Zu Beginn könnten sie die Überstunden noch kompensieren, aber zum Schluss hätten sie drei Wochen gearbeitet, ohne dafür bezahlt worden zu sein. Die hohen Arbeitszeiten betreffen alle Lehrpersonen, unabhängig von der Unterrichtsstufe oder vom Pensum – die Teilzeit-Lehrpersonen leisten gar noch mehr unbezahlte Arbeit. Es sei aber nicht nur eine Frage der Arbeitszeit, sondern auch der Gesundheit. «Beim Gesundheitsschutz haben die Arbeitgeber eine gesetzliche Verpflichtung, für ein Gleichgewicht von Berufsauftrag und Ressourcen zu sorgen», erinnerte Peterhans. Sie forderte die Lehrpersonen dazu auf, auf allen Ebenen aktiv zu werden, um gegen den Abbau und für mehr Investitionen zu kämpfen.

Arbeitszeit 2018 wird ausgewertet
Im Anschluss daran stellte Martina Brägger, Studienleiterin und Inhaberin Büro Brägger, ein erstes Zwischenfazit der Arbeitszeiterhebung vor. Für die Studie wurde grundsätzlich das gleiche Vorgehen wie bei der Ausgabe im Jahr 2009 gewählt. Einzig die Tätigkeitsbereiche wurden unter Wahrung der Vergleichbarkeit neu definiert. Als Referenzarbeitszeit wurde der für ein Vollzeitpensum geltende Richtwert der OECD von 1920 Stunden genommen. Insgesamt haben die Forschenden 39'590 Einladungen verschickt, wovon 12'206 Fragebogen ausgefüllt wurden. Mit dieser Rücklaufquote von 31 Prozent zeigte sich Brägger sehr zufrieden: «Sie stellt eine hohe Repräsentativität sicher, insgesamt haben sich doppelt so viele Lehrpersonen wie 2009 beteiligt.» In den anschliessenden Workshops haben die Teilnehmenden einzelne Aspekte der Umfrage vertieft behandelt. Die definitiven Auswertungen sollen bis zum Ende dieses Winters vorliegen.

Anerkennungsreglemente in Entwicklung
Der Prozess der Totalrevision der EDK-Anerkennungsreglemente für Lehrdiplome ist eine Etappe weiter. Zum Entwurf des «Reglements über die Anerkennung von Lehrdiplomen für den Unterricht auf der Primarstufe, der Sekundarstufe I und an Maturitätsschulen» vom 25. Januar 2018 sind 62 Stellungnahmen, darunter auch die des LCH, eingegangen. Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, orientierte die Präsidentinnen und Präsidenten am 24. November über die wichtigsten Ergebnisse der Anhörung sowie über die nächsten Schritte im Prozess der Totalrevision.

Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung schützen!
Bundesrat und Parlament unternehmen zu wenig im Bereich der Tabakprävention. Tabakfirmen ist es hierzulande nach wie vor erlaubt, Kinder und Jugendliche als neue Kundinnen und Kunden anzusprechen. Führende Schweizer Gesundheitsorganisationen lancierten deshalb im Frühjahr 2018 die Unterschriftensammlung für die eidgenössische Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung». Die Initiative will, dass Kinder und Jugendliche umfassend vor Tabakwerbung geschützt werden. Dies soll durch ein Verbot von Werbe-, Sponsoring- und Verkaufsförderungs-Massnahmen erreicht werden, die derzeit noch immer auf Kinder und Jugendliche abzielen. Beat W. Zemp informierte die Präsidentinnen und Präsidenten über den Beschluss der Geschäftsleitung LCH, die Volksinitiative zu unterstützen. Zudem bat er die Präsidentinnen und Präsidenten darum, die Initiative über die eigenen Kanäle zu unterstützen und die Mitglieder zur Unterschrift aufzurufen.

Neue Publikationen LCH
Zur Digitalisierung hat der LCH in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit den Lehrerverbänden Deutschlands (VBE) und Österreichs (GÖD-aps) zwei Leitfäden erarbeitet: «Social Media» im Jahr 2013 und «Datensicherheit» im Jahr 2015. Da die Dokumente inzwischen veraltet sind, werden sie 2019 überarbeitet. Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH, stellte an der Präsidentenkonferenz die Neukonzeption vor. Ebenfalls präsentierte er das neue Positionspapier «Förderung von Begabungspotenzialen als Grundauftrag aller Schulstufen», das sich derzeit in der Schlussphase befindet und unter Berücksichtigung einiger Anpassungen von den Präsidentinnen und Präsidenten schliesslich verabschiedet wurde.

Keine Abstimmungsempfehlung zum STAF
Zum Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (STAF) informierte Beat W. Zemp zum einen über die Positionen von Travail.Suisse, SGB und Öffentliches Personal Schweiz. Zum anderen schlug er vor, seitens LCH keine Abstimmungsempfehlung zu machen, sondern in den eigenen Kommunikationskanälen das Pro und Kontra der Vorlage aufzuzeigen. Die Präsidentinnen und Präsidenten zeigten sich mit diesem Vorgehen einverstanden.

Die nächste zweitägige Präsidentenkonferenz LCH findet am 22./23. November 2019 in Lenzburg (AG) statt, dann unter der Leitung der designierten Zentralpräsidentin Dagmar Rösler. (Fotos: Marc Renaud)

Weitere Informationen
Die ausführliche Berichterstattung zur Präsidentenkonferenz LCH können Sie in BILDUNG SCHWEIZ 12 | 2018 ab Seite 19 nachlesen.

Datum

26.11.2018

Ort
Interlaken

Autor
mw/bm