Sprache vor Einschulung fördern

In einem Interview befürwortet der Bildungspolitiker Christoph Eymann die schweizweite Einführung von Sprachförderkursen für Kinder ohne genügend Deutschkenntnisse, bevor sie eingeschult werden. Der LCH unterstützt diese Forderung zur Frühförderung und sieht den Bund in der Pflicht.

Kinder, die mit deutlichen Rückständen bei der Sprachkompetenz eingeschult werden, können diese Lücken meist nie mehr schliessen, wie verschiedene Studien der Bildungsforschung zeigen. «Es braucht deshalb schweizweit eine obligatorische Sprachförderung für Kinder, die vor der Einschulung die jeweilige Landessprache nicht hinreichend beherrschen», verlangt Christoph Eymann in einem Interview mit der SonntagsZeitung. Der Basler LDP-Nationalrat lehnt sich damit an die obligatorischen Spielgruppen mit spezieller Sprachförderung an, die er als Bildungsdirektor in Basel-Stadt eingeführt hat. Ähnliche Modelle zur Deutschförderung vor dem Kindergarten kennen auch andere Kantone und Gemeinden, weitere prüfen zurzeit deren Einführung. Das Problem sei, dass sich für das Alter null bis vier Jahre politisch niemand zuständig fühle, bemängelt Eymann.

Bund steht in der Verantwortung
Für Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin LCH, sind die unklaren Verantwortlichkeiten bei der Frühförderung ebenfalls ein Problem, der Föderalismus helfe hier nur bedingt. Deshalb sieht sie den Bund in der Pflicht, hier den Lead zu übernehmen. «Es braucht ein schweizweites Obligatorium für eine Frühförderung analog dem Basler Modell, das sehr gute Resultate erzielt», fordert sie im Interview mit dem Tages-Anzeiger. Es gehe auch nicht darum, «Staatskinder» zu schaffen. «Wir müssen jedoch jene Kinder erreichen, die nicht die Möglichkeit haben, sich richtig auf unser Bildungssystem vorzubereiten.»

Nicht später kompensieren
Einen Nachteil aufgrund des sprachlichen Rückstands würden fremdsprachige Kinder durch die ganze Schullaufbahn hindurchtragen, bestätigt Christian Hugi, Präsident des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands ZLV, in einem Beitrag der «Tagesschau». Deshalb plädiert er ebenfalls für die Frühförderung, um die Chancengerechtigkeit zu erhöhen. «Man müsste so nicht später mit teuren Sonderprogrammen probieren, doch noch diese Kinder zu befähigen, dass sie am Lehrplan teilhaben können.» (mw; Foto: SRF Tagesschau)

Weitere Informationen
Artikel in der SonntagsZeitung vom 18. August 2019: «Keine Einschulung ohne genügende Deutschkenntnisse» und «Wenn Erstklässler kein Deutsch sprechen»
Beitrag in der Sendung «Tagesschau» des SRF vom 18. August 2019: «Verschiedene Kantone wollen Ausländerkinder sprachlich fördern»
Artikel im Tages-Anzeiger vom 19. August 2019: «Es braucht ein schweizweites Obligatorium für eine Frühförderung»

Datum

19.08.2019