Walliser Kita gewinnt Frühförderungspreis

Die Pestalozzi-Stiftung vergibt zum dritten Mal gemeinsam mit dem LCH den Frühförderungspreis für Schweizer Berggebiete. An der Verleihung vom 2. November 2017 in Kilchberg (ZH) wurde die Walliser Kita Gogwärgi mit dem Preis von 20'000 Franken für ihren Beitrag zur Kinderbetreuung in der Region und ihre Zusammenarbeit mit den Eltern ausgezeichnet.

Zuweilen kann es auch schön sein, die Qual der Wahl zu haben. Dies können die Mitglieder der Jury des Frühförderungspreises für Schweizer Berggebiete der Pestalozzi-Stiftung mit Fug und Recht behaupten. Die Stiftung will die Qualität des Bildungsstandortes Schweiz fördern und die Chancengerechtigkeit von jungen Menschen in Berg- und Randregionen weiter voranbringen. Sie hat am 2. November 2017 im Restaurant Chez Fritz in Kilchberg (ZH) gemeinsam mit dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH den mit 20'000 Franken dotierten Preis bereits zum dritten Mal vergeben. Für den LCH hat Frühförderung überhaupt nichts damit zu tun, Kinder früher zu verschulen oder sie beispielsweise zu Frühchinesisch zu zwingen, wie Zentralsekretärin Franziska Peterhans in ihrer Ansprache an der Preisverleihung betonte. «Die Frühförderung will eine anregende Umgebung schaffen, damit Kinder die Möglichkeiten haben zu spielen, zu dreckeln, irgendwo hinzufallen und wieder aufzustehen, das ist ganz wichtig für ihre Entwicklung.»

Aus den insgesamt zehn eingegangenen Bewerbungen von Institutionen der Frühförderung hat die Jury fünf ausgewählt und vor Ort besucht. Drei Projekte haben sich wiederum für die engere Wahl herauskristallisiert. «Die Wahl fiel uns ausserordentlich schwer, alle drei hätten den Frühförderungspreis verdient», erklärte Alt-Ständerätin Trix Heberlein, Vizepräsidentin der Pestalozzi-Stiftung. Sie würden schliesslich dasselbe Ziel verfolgen: den Kindern den gleichen Einstieg in den Kindergarten und in die Schule zu ermöglichen, auch wenn sie von der Familie her unterschiedliche Voraussetzungen hätten.

Mit klugen Lösungen Vorurteile abgebaut
Die Wahl der Jury fiel schliesslich auf die Kita Gogwärgi in Lax aus dem Wallis. Der Name Gogwärgi bezieht sich auf Sagengestalten, wilde und arbeitsame Zwerge, die vor vielen Jahren im Oberwallis gelebt und den Menschen bei ihrer Arbeit geholfen haben sollen. «Und gute Werke, vorbildliche Arbeit, hat auch die Kita geleistet», hob Jurypräsident Josef Arnold hervor, ehemaliger Bildungsdirektor des Kantons Uri. Die Kita Gogwärgi befindet sich im selben Schulhaus wie der Kindergarten, was den Übergang für die Kinder erleichtert. Sie repräsentiert auch regionale Zusammenarbeit: Sechs Gemeinden haben sich in der Trägerschaft zusammengeschlossen.

«Die Kita Gogwärgi zeichnet sich in meinen Augen ganz besonders dadurch aus, dass sie innovative und kluge Lösungen für verschiedene Probleme gefunden hat, die speziell für Berggebiete sind», sagte Jurymitglied Heidi Simoni, Leiterin des Marie Meierhofer Instituts für das Kind, in ihrer Laudatio. Die familienergänzende Betreuung sei selbst im Flachland noch nicht selbstverständlich, erst recht aber nicht in den Bergregionen. Dort seien Vorbehalte noch weit verbreitet und auch Grosseltern geraten unter Druck, wenn ihre Enkel in die Kita müssten. «Und was ist der beste Weg, um Vorurteile abzubauen? Miteinander ins Gespräch kommen», brachte es Simoni auf den Punkt. Gogwärgi lädt beispielsweise Eltern und Grosseltern stunden- oder halbtageweise ein, an den Aktivitäten mitzuwirken. Dank diesem Angebot könnten sich diese selbst überzeugen, dass sich ihre Kinder und Enkel wohl fühlen und das Zusammensein mit anderen Kindern geniessen würden. Eltern seien dann nicht länger «Rabeneltern», wenn die Kinder auch ausserhalb der Familie betreut würden.

Frühförderungspreis hat Signalwirkung
Josef Arnold übergab gemeinsam mit den anderen Jurymitgliedern Heidi Simoni und Sina Bellwald, der bekannten Walliser Mundartsängerin, den Preis in Form einer Urkunde und eines Pokals, der von einem Stipendiat der Pestalozzi-Stiftung gestaltet wurde. Yvonne Imhasly, Vizepräsidentin des Trägervereins der Kita, freute sich sichtlich über den Preis und bedankte sich bei jeder einzelnen Gönnerin, jedem einzelnen Gönner der Pestalozzi-Stiftung: «Sie haben sich entschieden, etwas der Gesellschaft zurückzugeben, und das ist nicht mehr selbstverständlich in der heutigen Zeit.» Auch Kitaleiterin Heidi Renggli bedeutet der Frühförderungspreis sehr viel: «Er bestätigt unsere Bemühungen als Team und sein positiver Effekt öffnet Eltern den Zugang zur Kita und somit zur ausserfamiliären Kinderbetreuung.»

Genau diesen Schub erhofft sich auch Sina, die mit ihrem Namen und Einsitz in der Jury auf die Frühförderung sensibilisieren will. «Als Botschafterin des Wallis freue ich mich natürlich über die Auszeichnung meiner ‹Landsfrauen›.» Noch mehr im Vordergrund steht für Sina aber die Nachhaltigkeit des Frühförderungspreises: «Er sendet ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit und kann so über die Vergabe hinaus weiterwirken.» Jurypräsident Josef Arnold rückt den Impuls, den der Preis für die Chancengerechtigkeit geben kann, in den Fokus: «Kinder aus Berggebieten sollen dieselben Entwicklungsmöglichkeiten und Bildungschancen haben wie Kinder, die im Talboden aufwachsen.» 

Text: Maximiliano Wepfer
Bilder: Philipp Baer


Weitere Informationen
Medienmitteilung der Pestalozzi-Stiftung vom 02.11.2017: «Die Pestalozzi-Stiftung vergibt den Frühförderungspreis für Schweizer Berggebiete an die Kita Gogwärgi»
Die Reportage zur Kita Gogwärgi können Sie in BILDUNG SCHWEIZ 12/2017 (Erscheinungsdatum 28. November 2017) nachlesen.
 

Datum

03.11.2017