Jugendliche brauchen Fertigkeiten und Kenntnisse, um sich künftigen Herausforderungen zu stellen. Doch welche sind das? Wer proaktiv handeln möchte, braucht dazu ein paar Anhaltspunkte. Wichtig bleiben Wissen, aber auch die Bereitschaft zum Handeln, die Fähigkeit sich auf ein Ziel auszurichten und die Erkenntnis, auf dem Weg dahin die soziale Umgebung einzubeziehen. Solche Kompetenzen werden über die Schulzeit hinaus Bestand haben. Sie sind entscheidend, um mit Veränderungen in der Arbeitswelt klarzukommen.
In einer Analyse der Universität Bern und der Universität Lausanne kommen die Autoren Andreas Hirschi und Koorosh Massoudi zu folgendem Fazit: «Die Entwicklung von Laufbahngestaltungskompetenzen in allen Laufbahnphasen bietet einen umfassenden Ansatz, der sich nachhaltig und ganzheitlich positiv auf die Erwerbsbiografie auswirkt.»
Die Kommission für die berufliche Orientierung des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz informiert im Folgenden über die wichtigsten Erkenntnisse der 2023 publizierten Analyse und zeigt deren Bedeutung für die Schule auf.
Welche Ansätze werden bereits in der Schule umgesetzt?
Die Primarschule thematisiert im Fächerbereich NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft) Berufe und Berufsumgebungen. Im Schulalltag lernen die Kinder ihre persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten kennen. Dies ermöglicht ihnen, die berufliche Zukunft mit Zuversicht einzuschätzen. Auf Sekundarstufe I durchlaufen die Jugendlichen den gesamten Berufswahlprozess. Die zielorientierten und systemischen Handlungsabläufe der Oberstufe sind gut mit den verschiedenen Kooperationspartnern abgesprochen und koordiniert.
Wo besteht noch Förderungsbedarf?
Die Hauptanstrengung auf der Sekundarstufe I konzentriert sich auf das Finden eines Berufes und ist somit statisch und punktuell. Der Aufbau von Fähigkeiten, die darüber hinausgehen und für eine aktive Laufbahngestaltung wichtig sind, kommt zu kurz.
Wenn Laufbahnkompetenzen bereits auf der Primarstufe gefördert werden, verringert dies den Druck im Berufswahlprozess.
Dazu braucht es einen kompetenzorientierten Ansatz, der eine bereichsübergreifende und dynamische Ausrichtung fördert. Wenn Laufbahnkompetenzen bereits auf der Primarstufe und in nachobligatorischen Schulen oder Stufen gefördert werden, verringert dies den Druck im Berufswahlprozess auf der Sekundarstufe I. Dementsprechend sollen die Rahmenlehrpläne für den allgemeinbildenden Unterricht in der Berufslehre und der Maturitätsschulen angepasst und pädagogische Materialien für alle Schulstufen entwickelt werden.
Wie können Lehrpersonen oder Berufswahlverantwortliche die entsprechenden Kompetenzen und Kenntnisse der Jugendlichen fördern?
Es ist unerlässlich, dass die Jugendlichen das Bildungssystem gut kennen und für sich Schlüsse daraus ziehen können. Zudem macht es Sinn, bereits auf Sekundarstufe I die verschiedenen Ausbildungsoptionen aufzuzeigen, die man während oder nach der Lehre ergreifen kann. Wer mit Jugendlichen über die verschiedenen Aspekte der Laufbahnkompetenzen diskutiert und dabei auch arbeitsmarktrelevante Themen miteinbezieht, fördert strategisches Denken und Handeln und damit auch die Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit.