Pestalozzi-Stiftung

Schuleinstiegs-Projekt für Frühförderung ausgezeichnet

Ein Projekt, das Kinder ein halbes Jahr vor der Einschulung begleitet, gewinnt den mit 25'000 Franken dotierten Pestalozzi-Frühförderungspreis. Es setzte sich gegen 14 Projekte durch, die sich für die Ehrung beworben hatten.

Initiantin des Projekts Laetizia Heinzmann Bellwald erhielt den Preis vom Jurypräsident Josef Arnold überreicht. Foto: Patrizia Tarone

Nicht alle Kinder haben die gleichen Chancen auf einen guten Start in der Schule. Besonders jene in Berg- und Randgebieten der Schweiz kämpfen oftmals mit Hindernissen. Darum vergibt die Pestalozzi-Stiftung gemeinsam mit dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) zum sechsten Mal den Frühförderungspreis für Schweizer Berggebiete an Projekte, die sich für mehr Chancengleichheit einsetzen.

Ende November wurde das Projekt «Chancenannäherung durch begleiteten Schuleinstieg» der Gemeinde Visp (VS) mit dem Preis ausgezeichnet. Es erhielt den mit 25'000 Franken dotierten Hauptpreis. Laetizia Heinzmann Bellwald, die Initiantin und Leiterin des Projekts, nahm den Preis entgegen.

Pestalozzi-Stiftung

Kernaufgabe der Pestalozzi-Stiftung ist die Vergabe von Ausbildungsstipendien und
-darlehen an Jugendliche und junge Erwachsene aus Schweizer Berggebieten. Seit ihrer Gründung 1961 hat die Pestalozzi-Stiftung rund 9500 Stipendiatinnen und Stipendiaten über 45 Millionen Franken zukommen lassen.

Durch die rasante Entwicklung des Pharmakonzerns Lonza ist die Anzahl der Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen in der Region Visp massiv gestiegen und damit auch die Anzahl Kinder, für die der Schuleinstieg herausfordernd ist.

Projekt mit Pioniercharakter

Hier setzt das Visper Projekt an: Mit dem halbjährigen niederschwelligen Vorbereitungsangebot, sollen künftige Kindergartenkinder mit Migrationshintergrund und besonderen Bedürfnissen abgeholt und auf den Schuleinstieg vorbereitet werden.

Im Auftrag der Gemeinde Visp wurde das Pionierprojekt von einem kleinen Team unter der Leitung von Heinzmann Bellwald mit Professionalität und grossem persönlichem Engagement in den letzten Jahren aufgebaut. Das Angebot leistet heute einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der lokalen Herausforderungen. Der Einstieg in die Schule gelingt den Kindern dank der halbjährigen Vorbereitung deutlich besser.

Beitrag an die Chancengleichheit

Die Pestalozzi-Stiftung will mit der Vergabe des Frühförderungspreises für Schweizer Berggebiete die Qualität des Bildungsstandortes Schweiz fördern und die Chancengleichheit von jungen Menschen in Berg- und Randregionen weiter voranbringen. Die frühe Förderung ist eine Investition, die sich lohnt. Denn: Wenn Kinder in frühen Jahren Anregung und gute Betreuung erfahren, ist eine wichtige Basis für den Schulerfolg gelegt.

Einschulung ist nicht Stunde null

Auch Jury-Präsident Josef Arnold betonte den Stellenwert der Frühförderung: «Die Einschulung der Kinder ist nicht die Stunde null. Ein für ihre Entwicklung wichtiger Grundstein wird bereits vorher in der frühen Kindheit gelegt.» So ist es für den ehemaligen Bildungsdirektor des Kantons Uri nur konsequent, sich als Präsident der Jury des Frühförderungspreises für Schweizer Berggebiete der Pestalozzi-Stiftung zu engagieren.

Anerkennungspreis für zwei weitere Projekte

Das Projekt «Art’Mini outdoor» des Vereins Compagnie Digestif in Leukerbad stellt kreative Prozesse in der frühkindlichen Entwicklung in den Vordergrund. Dies entspricht Lapurla – einer nationalen Initiative, die kreative Freiräume für die Jüngsten schafft. Das Angebot ermöglicht eine experimentelle kulturelle Teilhabe in der Natur, richtet sich an die ganze Region und ist eingebettet in eine interkulturelle Begegnungsstätte, die Generationen verbindet. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Projekt fliessen direkt in das nationale Netzwerk von Lapurla. Das Projekt leistet mit seinem generationen-übergreifenden und bilingualen Ansatz vorbildliche und pionierhafte Arbeit in der Region. Es wurde mit 10'000 Franken bedacht.

Die neue Kinderkrippe für das Albulatal der Dachorganisation «Kinderkrippe Capriola» ist ein fachgerechtes und pädagogisch professionelles Projekt. Es hat zum Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Randregionen zu erleichtern und die Bergregion für Familien attraktiv zu machen. Im Albulatal fehlte bis anhin eine familienergänzende Betreuung, die Nachfrage steigt und das Angebot wird erweitert. Das Projekt überzeugt durch hochprofessionelle pädagogische Arbeit und eine attraktive Infrastruktur, die bereits innerhalb kurzer Zeit ihres Bestehens aufgebaut wurde. Zudem besticht die Zusammenarbeit mit der Schule für die ausserschulische Betreuung. Das Projekt wurde mit 10'000 Franken ausgezeichnet.

In ihrer Laudatio betonte Annika Butters, Fachexpertin frühe Kindheit am Marie Meierhofer Institut für das Kind: «Welch ein Glück, wenn Kinder Erwachsenen begegnen, die mit ihnen musizieren, singen, tanzen, sprechen, spielen, forschen, beobachten oder gestalten und das gemeinsam mit anderen Kindern. Was hier auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär erscheint, ist es keineswegs. Es ist frühe Bildung und kann der Boden sein für einen erfolgreichen Bildungsweg und ein erfülltes Leben.»

14 Institutionen der Frühförderung in den Berggebieten haben sich diesmal für den Frühförderungspreis der Pestalozzi-Stiftung für Schweizer Berggebiete beworben. Um die Attraktivität als Wohnregion im Berggebiet zu steigern, braucht es neben guten Schulen auch gute Angebote in der frühen Kindheit. Die Bewerbungen zeigen Initiativen von hoher Qualität und sind oft nur dank grossem, teilweise auch ehrenamtlichem Engagement möglich.

Vorstellung Siegerprojekt

Das Fachmagazin BILDUNG SCHWEIZ wird in seiner Ausgabe von April 2025 das Siegerprojekt des Frühförderungspreises 2024 «Chancenannäherung durch begleiteten Schuleinstieg» vorstellen.

Datum

03.12.2024

Autor
Franziska Peterhans, Stiftungsrätin Pestalozzi Stiftung und Vizepräsidentin der Jury