Corona verändert die Internetnutzung der Jugendlichen

Seit zehn Jahren liefert die James-Studie im Zweijahrestakt Daten zum Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen in der Schweiz. Auch 2020 war der mediale Alltag der Jugendlichen durch Handy- und Internetnutzung geprägt. Unterhaltungsorientierte Streaming-Dienste sind dabei im Vormarsch.

Quelle: James-Studie 2020

Seit 2010 gibt das Institut für Medienpsychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zweijährlich die James-Studie heraus. Diese erhebt jeweils den Medienumgang von über 1000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren aus den drei grossen Sprachregionen der Schweiz. Die letztjährige Befragung fiel in die Phase, in der sich die Schweiz in der ersten Welle der Coronapandemie befand. Dies hatte nicht nur einen Einfluss auf die Repräsentativität der Stichprobe, sondern auch auf die Interpretation der Befunde, wie das Forschungsteam schreibt.

Mehr Familie und mehr Handy

In der James-Studie 2020 zeichnen sich sechs Trends ab. So verbringen Jugendliche mehr Zeit mit der Familie und weniger mit Freundinnen und Freunden. Dies sei einerseits als logische Konsequenz der Coronamassnahmen zu sehen. Andererseits entspreche dies einer Entwicklung, die bereits seit den vergangenen vier Jahren im Gang sei, fassen die Autorinnen und Autoren der Studie zusammen. Der Trend zu mehr Handy- und Internetnutzung ist auch 2020 zu erkennen und schlägt sich konkret in der Verwendung von Messenger-Diensten, dem Internetsurfen und der Social-Media-Nutzung nieder. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende ist die Handyzeit im Vergleich zu 2018 markant gestiegen.

Unterhaltung durch Streaming, Social Media und Videoportale

Streaming-Dienste sind ausserdem weiter im Vormarsch – ein Trend, der schon zwischen 2016 und 2018 deutlich war. Gestreamt werden Filme und Serien, Musik und Games. Das Forschungsteam geht davon aus, dass die Umstände rund um Covid-19 auch hier Einfluss hatten. Die Kanäle zur Beschaffung von Informationen und Unterhaltung haben sich nicht verändert: Statt aus Zeitungen, Zeitschriften, Radio oder TV erhalten Jugendliche Informationen in erster Linie über Suchmaschinen, soziale Netzwerke und Videoportale. Es sind die gleichen Plattformen, die auch besonders häufig zur Unterhaltung genutzt werden.

Ein Trend, der belastet

Die beliebtesten sozialen Netzwerke bei Schweizer Jugendlichen sind Instagram, Snapchat und TikTok. Rund drei Viertel sind auf TikTok angemeldet und bei Instagram und Snapchat verfügen je 90 Prozent der Studienteilnehmenden über ein Konto. Die Heranwachsenden nutzen diese Kanäle häufig passiv oder reaktiv. Belastend sei vor allem der sechste Trend, wie das Forschungsteam schreibt: Die Erfahrungen mit sexueller Belästigung im Internet nehmen zu. 44 Prozent der Jugendlichen haben demnach bereits einmal erlebt, dass sie von einer fremden Person mit unerwünschten sexuellen Absichten kontaktiert wurden. 

Die James-Studie ist im Detail auf der Website des Instituts für Medienpsychologie einsehbar. Dort werden insbesondere auch problematische Aspekte der Mediennutzung thematisiert und welche Rolle dabei der Sensibilisierung sowie dem Jugendmedienschutz zukommen.
 

Datum

02.02.2021

Autor
Anna Walser