LCH.ch: Was sagt die aktuelle PISA-Studie zum Thema Chancengerechtigkeit in der Schule, und wie steht der LCH dazu?
Dorothee Miyoshi: Die Resultate sind alarmierend. Zum dritten Mal in Folge hat sich der Einfluss der sozialen Herkunft unserer Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die Schulleistungen vergrössert. Dabei sollte das Gegenteil der Fall sein. Denn Chancengerechtigkeit in der Bildung steht in wichtigen Strategiepapieren sowohl des Bundesrates wie auch in der Agenda der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren. Die Hausaufgaben wurden von allen bildungspolitischen Akteuren nicht gemacht.
Da erstaunt es nicht, dass in der Öffentlichkeit die Diskussionen rund um die Selektion und die Beurteilung immer lauter und dringlicher werden und sich viele Schulen diesbezüglich selber auf den Weg machen. Sowohl die evidenzbasierte Forschung wie auch die gelebte Praxis zeigen gangbare Wege auf. Der LCH verfügt unter anderem über ein Positionspapier für ein chancengerechteres Bildungssystem und ist aktuell intern daran, seine Positionen zu Selektion und Beurteilung zu definieren. Die kommenden PISA-Resultate müssen eine Trendwende aufweisen.
Sie vertreten neu den LCH bei SRF School, RADIX und in der Nationalen Arbeitsgemeinschaft Sucht. Was möchten Sie dort bewirken?
Grundsätzlich gilt es immer, die Ziele des Verbandes in den Gremien einzubringen und zu vertreten. Ebenso kann ich meine langjährige Praxiserfahrungen als aktive Heilpädagogin und mein Know-how in der Verbandstätigkeit einbringen. Dieser starke Bezug zur Praxis wird in den Gremien sehr geschätzt. SRF School produziert Lernsendungen für alle Stufen, die Qualität ist hervorragend. Hier gilt es, sachdienliches Feedback und weitere Anregungen für die Programmentwicklung zu geben.
Die Gesundheitsstiftung RADIX befasst sich schweizweit mit den Themenschwerpunkten Bewegung, Ernährung, psychische und sexuelle Gesundheit, Sucht und Gewalt. Ein Kompetenzzentrum widmet sich der betrieblichen Gesundheitsförderung an Schulen. Wo der Schulalltag sicher und anregend gestaltet ist, kann gesund gelehrt und gelernt werden. Der Name der Nationalen Arbeitsgemeinschaft Suchtpolitik (NAS) ist Programm. Nationale Prävention, Aufklärung und Positionierung sind hier zentral. Zusammen mit dem LCH hat sich die NAS zum Beispiel stark gemacht für die Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung». Leider verzögert sich die Umsetzung, nachdem das Parlament den Vorschlag des Bundesrates versenkt hat.