Ein wichtiger Schritt zur Gleichstellung

Ob künftig alle Väter in der Schweiz einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub erhalten, darüber stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung am 27. September 2020 ab. Der LCH engagiert sich für ein Ja an der Urne.

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Die Weichen für eine weitere Berufstätigkeit der Frau stellen sich oft schon in den ersten Tagen nach der Geburt. Wenn Väter vom ersten Augenblick an präsent sind, ist das positiv für den Bindungsaufbau zum Kind. Es besteht der Wunsch nach einer gleichwertigeren Aufteilung der Verantwortung beim Start in die Elternschaft. Die Eltern sollen die Zeit der grossen Umstellung gemeinsam bewältigen können.

Den Bedürfnissen der Familien anpassen

Bisher wird die Schweiz diesen Bedürfnissen politisch nicht gerecht. Die Hälfte der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gewährt einen Mutterschaftsurlaub oder eine Elternzeit von mindestens 43 Wochen. Derweil kennt die Schweiz neben dem Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen auf nationaler Ebene weder einen Vaterschaftsurlaub noch eine Elternzeit, die gesetzlich geregelt und bezahlt sind. Nun besteht mit der Abstimmung zum Vaterschaftsurlaub am 27. September 2020 die Möglichkeit, gesellschaftspolitisch einen kleinen, aber wichtigen Schritt zu machen.

Darum geht es

Bei Annahme der Vorlage wird ein zweiwöchiger bezahlter Vaterschaftsurlaub für alle hierzulande wohnhaften, erwerbstätigen Väter eingeführt. Er kann am Stück oder tageweise in den ersten sechs Monaten nach der Geburt bezogen werden. Anspruch haben Männer, die rechtlich Vater eines Kindes werden. Finanziert werden soll der Urlaub für Väter wie jener für Mütter über die Erwerbsersatzordnung (EO). Für diese zweiwöchige Variante müssten zusätzlich 0,06 Lohnprozente erhoben werden, die hälftig von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gedeckt würden. Die Kosten würden sich insgesamt auf rund 230 Millionen Franken pro Jahr belaufen.

Vaterschaftsurlaub in allen Kantonen notwendig

Die Unterschiede zwischen den kantonalen Regelungen sind gross. Hinsichtlich des Fachkräftemangels an Schulen ist eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit die Einführung von mindestens zwei Wochen Vaterschaftsurlaub in allen Kantonen zentral. Gerade für Lehrer ist ein flexibler, nicht an die unterrichtsfreie Zeit gebundener Vaterschaftsurlaub wesentlich. Umso wichtiger ist ein Ja am 27. September, um eine erste Verbesserung zu erreichen. Dadurch wird der Boden für weitere Vorstösse bereitet, die der Gleichstellung und der Bedarfslage der heutigen Familien und der heutigen Gesellschaft besser gerecht werden.

Allianz für ein Ja

Über 60 Organisationen, darunter auch der LCH und das SER, haben sich der Allianz für ein Ja zum Vaterschaftsurlaub angeschlossen. Die Allianz umfasst ein breites Spektrum an Anliegen und Interessen. Weitere Informationen finden sich auf: www.vaterschaftsurlaub.ch  

Datum

01.09.2020

Autor
fp/sk