Elternabende: obligatorisch oder fakultativ?

Ein Ehepaar stand vor Gericht, weil es versäumt hatte, einen obligatorischen Elternabend zu besuchen. Es weigerte sich zudem, die ausgesprochene Busse von 200 Franken zu zahlen. Das Bezirksgericht sprach die Eltern frei. Über die Pflichten von Eltern spricht Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, in der Sendung «Aktuell» auf Radio SRF 4 News.

Am Anfang jedes Schuljahres finden in der Regel auch die Elternabende statt. Sie dienen dem gegenseitigen Kennenlernen, dann aber auch um Fragen der Erreichbarkeit zu klären und Themen wie beispielsweise die schulische Laufbahn, die berufliche Orientierung, Präventionsmassnahmen und organisatorische Fragen zu diskutieren. In manchen Schulen sind die Elternabende obligatorisch, in anderen nicht. Der Fall eines Ehepaars, das wiederholt an obligatorischen Schulanlässen nicht teilnahm, letztlich auch die vom Statthalter ausgesprochene Busse nicht zahlen wollte, musste sich vor Gericht verantworten und wurde schliesslich freigesprochen.

«Es gibt beide Modelle»
Vor diesem Hintergrund hat Stefan Kohler in der Sendung «Aktuell» auf Radio SRF 4 News vom 6. September mit Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, gesprochen. Für Beat W. Zemp ist klar: «Elterngespräche, in denen Lernerfolge des Kindes besprochen werden, müssen unbedingt obligatorisch sein. Bei den Elternabenden gibt es beide Modelle: obligatorische Elternabende und fakultative. In aller Regel steht es im Schulgesetz, wie viele Elternabende obligatorisch sind. Wichtig ist, dass die Schulen klar deklassieren, ob ein Anlass obligatorisch ist oder nicht.» 

Die Trends: mehr Verpflichtung, höhere Erwartungen
Im Zusammenhang mit der Frage nach einem Obligatorium für Elternabenden stellt Zemp zudem zwei gegensätzliche Trends fest, die sich in den letzten 15 Jahren abgezeichnet hätten. Zum einen würden die Lehrpersonen die Eltern verstärkt in die Pflicht nehmen, bis hin zu Bussen; zum anderen seien die Erwartungen der Eltern an die Lehrpersonen und an die Schulen markant gestiegen. «Die Rekurse haben zugenommen, im Kanton Freiburg gibt es inzwischen sogar Bestrebungen, das Rekursrecht einzudämmen, weil die Flut von Rekursen von Eltern nicht mehr zu bewältigen sind.» 


Um den Erfolg der Schule und insbesondere den persönlichen Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern zu gewährleisten, braucht es nach Ansicht von Beat W. Zemp das Engagement aller Beteiligten. «Wir investieren in unserem Land viel in das Bildungswesen und das kostet auch viel. Die Gegenleistung, welche die Eltern in dieser Hinsicht zu erbringen haben, sind die Elternpflichten. Und eine dieser Pflichten ist die Teilnahme am Elternabend. Ich finde es daher nicht mehr als recht, wenn sie diese Pflicht dann auch erfüllen.» (bm/pd)

Sendung anhören
Busse für Eltern, wenn sie nicht an den Elternabend gehen? (Radio SRF 4 News, 06.09.2016)

Weitere Pressestimmen
Eine grosse Auswahl an Pressestimmen zur Partnerschaft zwischen Schule und Eltern können Sie in der Rubrik «Bildung in den Medien» nachlesen.
 

Datum

08.09.2016