Lehrerinnen und Lehrer haben genug vom Krisenmodus

Zum Schulstart legen der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz und das Syndicat des Enseignant∙es Romand∙es an einer gemeinsamen Medienkonferenz den Finger auf wunde Punkte. Die Schule befinde sich in einer Krise, finden die Verbände. Sie präsentieren Lösungen.

An der Medienkonferenz von LCH und SER gab Dagmar Rösler vor allem Auskunft über den Lehrpersonenmangel. Foto: LCH/Marion Bernet


Als prekär bezeichnen die Lehrerinnen und Lehrerverbände die Situation an Schweizer Schulen. Probleme wie Corona, Lehrermangel und der Krieg in der Ukraine seien eine grosse Belastung für das Schulsystem, erklärten der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) und das Syndicat des Enseignant∙es Romand∙es (SER) an ihrer gemeinsamen Pressekonferenz vor lokalen und nationalen Medien am 8. August in Bern.

Besonders im Bereich Fachkräftemangel wählten die Verbände klare Worte. «Unsere Bildungsqualität ist in Gefahr», fasste die Zentralpräsidentin LCH, Dagmar Rösler, die Situation zusammen und bezog sich damit unter anderem auf die Notlösung einiger Kantone, offene Stellen mit Personen ohne Ausbildung zu besetzen. Allein im Kanton Bern unterrichteten neuerdings 1500 von insgesamt 15000 Lehrpersonen ohne entsprechende Ausbildung.

Massnahmen gegen die Krise

David Rey, Präsident des SER, bezeichnete die Massnahme als Scheinlösung, die verbleibende Lehrpersonen zusätzlich belaste. Diese müssen nun neben ihrer eigenen Lehrtätigkeit, jene unterstützen, die nicht über eine adäquate pädagogische Ausbildung verfügen.

Vor den versammelten Medien forderte Rey von den Behörden echte Lösungen. So sollen die nun einmal rekrutierten fachfremden Leuten analog zur Polizeiausbildung die Möglichkeit für eine nachträgliche Qualifizierung erhalten. Insgesamt schlägt Rey sechs Massnahmen als Wege aus der Krise vor. Darunter folgende: Es müssen mehr Personen für das Studium an pädagogischen Hochschulen gewonnen werden. Zudem braucht es eine bessere Verbindung von Theorie und Praxis in der Grundausbildung und später einen begleiteten Einstieg in den Beruf. Weiter braucht es attraktive Arbeitsbedingungen wie Schutz vor Überarbeitung und anforderungsgerechte Entlöhnung. Auch die Aus- und Weiterbildung müssen überdacht werden.

Corona, Krieg und zu wenig Ressourcen

Die fünfzehn anwesenden Journalistinnen und Journalisten interessierten sich besonders für den Lehrermangel und seine Folgen. Doch dieser ist nur ein Faktor, der die Schule belastet. Die Schule hatte kaum Zeit, sich von der Coronapandemie zu erholen, als bereits geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine eintrafen. Ohne Extra-Effort ist deren Einschulung nicht zu bewältigen.  

Antoinette Killias, die neue Geschäftsführerin des LCH, lobte die bisherige Integrationsleistung der Schulen. Die flexible Strategie mit zusätzlichem Sprachunterricht bis hin zu separaten Willkommensklassen habe sich bewährt. Killias betont jedoch, dass es auch Hilfe für die Traumas und den Stress der geflüchteten Kinder brauche. Sie fordert mehr Kapazitäten für die Schulpsychologie sowie die Schulsozialarbeit. «Die Politik ist gefordert, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen», sagte Killias.

Die problematische Situation der Schule hat also viele Ursachen. Die Lösungen hingegen, welche die Verbände anregen, lassen sich leicht zusammenfassen: Es braucht genügend personelle und finanzielle Ressourcen.

Datum

08.08.2022

Autor
Patricia Dickson