Neue Argumente sprechen für ein schärferes Tabakwerbeverbot

Jugendliche rauchen weniger, wenn Zigaretten mehr kosten. Soziale Medien beeinflussen ihren Tabakkonsum ebenfalls. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen die Initiative für ein Tabakwerbeverbot, über die demnächst abgestimmt wird. 

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Am 13. Februar 2022 wird über die vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) unterstützte Volksinitiative «Kinder ohne Tabak» abgestimmt. Die Initianten haben nun den Abstimmungskampf lanciert. In ihrer Medienmitteilung vom 6. Januar fordern sie, Kinder und Jugendliche endlich vor der Tabakwerbung zu schützen. Denn die Mehrheit der Rauchenden fange vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen an. Mit dem 2021 im Parlament verabschiedeten Tabakproduktegesetz dürfen Tabakprodukte weiterhin in Gratiszeitungen, im Internet, in sozialen Medien und an Kiosken beworben werden. Dies seien genau die Orte, wo die Jugendlichen seien, schreiben die Initianten in ihrer Mitteilung. «Tabakwerbung darf Minderjährige nicht erreichen und neugierig machen.» 

Zeit für ehrliche Schutzmassnahmen 

Dagmar Rösler setzt sich ebenfalls für ein Ja zur Initiative ein. Solange die Tabakindustrie in den Köpfen von jungen Menschen das Bild festigen könne, dass Rauchen etwas Cooles sei, hätten die Präventionsbemühungen einen schweren Stand, gibt die Zentralpräsidentin LCH auf Anfrage von www.LCH.ch zu bedenken. Da könne man sich zu Recht fragen, weshalb so viel Geld, Arbeit und Zeit in Präventionsprogramme investiert werde, wenn sich die Politik gleichzeitig so schwer tue, junge Menschen vor Tabakwerbung zu schützen. «Die Schweiz muss nun aber endlich ehrliche Massnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass junge Menschen überhaupt mit dem Rauchen anfangen», mahnt Rösler. 

Teure Päckli schrecken Rauchende ab 

Dass ein strengeres Werbeverbot den Tabakkonsum reduzieren würde, ist für hohe Tabaksteuern, sprich teurere Zigarettenpäckli, belegt. Nachgewiesen hat den Effekt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Insbesondere junge Menschen reagieren laut dieser Studie deutlich auf eine Preiserhöhung: Bei ihnen nimmt der Tabakkonsum stärker ab als bei Erwachsenen. Konkret führt ein Preisanstieg von zehn Prozent zu einem Konsumrückgang von bis zu neun Prozent. Zudem verhindern höhere Tabakpreise, dass junge Frauen und Männer überhaupt mit dem Rauchen beginnen. Die Forschenden weisen jedoch darauf hin, dass hohe Tabaksteuern als Einzelmassnahme nicht ausreichen. 

Zigaretten sind auf Social Media präsent 

Der Raucheranteil ist bei den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren nach wie vor hoch: 39 Prozent von ihnen haben schon einmal Zigaretten und 34 Prozent E-Zigaretten konsumiert. Regelmässig, das heisst, mindestens einmal pro Monat, rauchen 16 Prozent der Jugendlichen Zigaretten und 6 Prozent E-Zigaretten. Dies hat eine Studie der Universität Zürich ergeben. Sie befasste sich auch mit den damit verbundenen Einstellungen. Die befragten Jugendlichen stuften vor allem den Zigarettenkonsum als ungesünder und gefährlicher ein im Vergleich zu anderen Substanzen. In der Studie wurden ausserdem Instagram, Snapchat und TikTok als die relevantesten Plattformen im Zusammenhang mit dem Substanzkonsum identifiziert. Das bedeutet, dass Inhalte mit Bezug zu Tabakkonsum hier am häufigsten sowohl wahrgenommen als auch gepostet wurden. 

Datum

06.01.2022

Autor
Maximiliano Wepfer