Trübe Aussichten für schulische Winterlager

Bereits das zweite Jahr in Folge fallen wegen der Pandemie Schneesportlager aus. Wer das Lager nicht absagt oder verschiebt, nimmt grossen Zusatzaufwand in Kauf. Es gibt aber auch Hoffnung für die beliebte Tradition.

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Es ist kein Winter für Schneesportlager – schon wieder nicht. Am 6. Januar haben die Kantone Wallis und Genf entschieden, über hundert geplante Winterlager vorerst zu verschieben. Der Kanton Basel-Stadt hat schon vor Weihnachten ein Lagerverbot bis zu den Fasnachtsferien ausgesprochen. Das Bundesamt für Sport (BASPO) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfehlen bis Ende Januar 2022 keine Lager mit Kindern und Jugendlichen durchzuführen, denn die epidemiologische Lage sei besorgniserregend.

Die Schneesportinitiative Schweiz «GoSnow», die Schulen bei der Organisation und Durchführung unterstützt, bestätigt die Absagewelle. «Von 120 geplanten Lagern im Januar wurden 90 wieder annulliert», sagt Geschäftsführer Ole Rauch. Wo möglich, unterstützt der Verein die Verschiebung von Lagern. Eigentlich hatte GoSnow auf einen Rekordwinter gehofft. Für diesen Winter waren 350 Lager mit rund 15'000 Teilnehmenden gebucht.

Viele Vorschriften, viel Engagement

Ob der vielen Annullationen verliert Rauch dennoch nicht allen Mut. «Wir sind guter Dinge und sehen auch, dass den Lehrpersonen das Winterlager ein grosses Anliegen ist», lobt er den Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer, die ihr Möglichstes unternehmen, damit ihre Lager doch noch stattfinden.

Die Pandemie erhöht den Aufwand und den ohnehin schon hohen Druck, der auf den Lehrpersonen lastet.  Für die Kinder sei die Durchführung zwar wünschenswert, aber kaum noch realistisch, schätzt Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH, die aktuelle Lage ein. «Die Absagen der Winterlager sind aber nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Lehrpersonen eine grosse Enttäuschung, die mit der Organisation viel Aufwand auf sich nehmen.»

Ohne Tests kein Lager

Trotz vieler Absagen bleibt für einige Lager ein Funke Hoffnung. Ole Rauch unterstützt zwar die Empfehlungen des BASPO, er betont jedoch: «Man muss jedes Lager individuell beurteilen.» Unter bestimmten Voraussetzungen und unter Einhaltung der Schutzkonzepte seien manche Schneesportlager durchführbar.

Kleinere Gruppen oder Klassenverbände könnten in einem Lagerhaus mit Selbstversorgung durchaus ein sicheres Lager durchführen, ist der GoSnow-Geschäftsführer überzeugt. «Das ist nicht risikoreicher als normaler Unterricht, wo in der Freizeit zusätzliche Kontakte gepflegt werden.» Wichtig seien gründliche Tests. «Testen ist zwar nicht überall obligatorisch, aber ohne Tests vor, während und nach dem Lager, empfehle ich keine Durchführung.»  

Wichtige Wintertradition pflegen

Schneesportlager gehören zum Schweizer Schulleben. «Für Kinder sind diese Lager ein wunderbares Erlebnis. Sie sind zudem enorm wichtig für das soziale Lernen», betont Franziska Peterhans. Es sei darum wichtig in den nächsten Jahren jene Kinder abzuholen, die wegen der Pandemie noch keine Einführung in den Wintersport hatten.

Rauch hofft, dass Winterlager wieder an Wertschätzung gewinnen. «Die Pandemie hat eine höhere Sensibilität für die Wichtigkeit dieser Lager geschaffen», sagt Rauch. «Winterlager sind ein Höhepunkt des Schuljahres.» Rückblickend erinnere man sich eher an die Zeit im Lager, weniger an einen «Abschiffer» bei der Matheprüfung.

Datum

07.01.2022

Autor
Patricia Dickson