Qualität ist entscheidend

In ihrer Neujahrsbotschaft erinnert Zentralpräsidentin LCH Dagmar Rösler an den Wert der Arbeit, die in Schulen täglich geleistet wird. Ihr Dank gilt darum allen, die sich für eine gute Bildung und somit für eine gute Zukunft für Kinder und Jugendliche einsetzen.

Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin LCH. Foto: Philipp Baer


Ist es moralisch angebracht, in Zeiten von Krieg, Hungersnöten, systematisch missachteten Menschenrechten, Energiekrise und Inflation sowie von Klimawandel und Gletscherschmelze über die Situation in Schweizer Schulen zu schreiben?

Heute die Schule, morgen die Welt

In der Tat sind die globalen Herausforderungen, die wohl leider nicht kurzfristig zu meistern sind, bedrohlich. Verglichen damit erscheinen Probleme vor Ort beinahe marginal. Dennoch stehen auch die Herausforderungen, mit denen die Schulen konfrontiert sind, in einem grösseren Zusammenhang.

Mittlerweile ist die Redensart, dass die Jugend von heute das Kapital von morgen ist, zu einer Floskel verkommen. Sie trifft jedoch den Zusammenhang, wenn auch etwas ökonomisch ausgedrückt, wie den Nagel auf den Kopf.

Es ist also entscheidend, wie das «Kapital von morgen» auf seine Zukunft vorbereitet wird. Es ist entscheidend, welche umfassenden Werte die jungen Menschen vonseiten der Schule mitbekommen. Und es ist ebenso entscheidend, welches Bild der Schule sie mitnehmen und welches Gewicht Politik und Gesellschaft der Schule geben.

Daher wird der Umgang mit der Personalmangellage in den Schulen in Zukunft wegweisend sein. Er ist ebenfalls massgebend dafür, wie Schüler und Schülerinnen von heute auf ihre eigene Schulzeit zurückblicken werden.

Langfristig ausbilden und entlasten

Wie ein Warnruf ist demzufolge auch die Elternumfrage aus dem Kanton Zürich einzuordnen, die vergangenen Dezember erschienen ist. 65 Prozent der Befragten machen sich Sorgen um die Schulqualität! Das ist kein guter Wert, deckt aber endlich auf, dass sich auch Eltern Sorgen um die Volksschule und die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer machen. Dem Einsatz von sogenannten Laienlehrpersonen stehen sie eher skeptisch gegenüber.

Damit will ich kein Bashing gegenüber all jenen betreiben, die seit letztem Sommer als Laiinnen und Laien vor den Klassen stehen. Viele von ihnen haben eine Affinität zum Unterrichten und meistern ihre Aufgabe gut. Für die nahe Zukunft und im Hinblick auf das nächste Schuljahr braucht es deshalb griffige Massnahmen. Sie sollen diesen Personen ermöglichen, eine reguläre und verbindliche Ausbildung als Quereinsteigende anzugehen. Da bin ich ganz beim Fazit einer Tageszeitung, welche die Sache kürzlich wie folgt auf den Punkt brachte: «Mit der Unterstützung der erfahrenen Lehrkräfte gelingt der Unterricht. Doch langfristig kann dieser Support nicht geleistet werden.»

Das bedeutet, dass die Ausbildung der Quereinsteigenden gleichzeitig bereits amtierenden Lehrerinnen und Lehrern eine Entlastung garantieren soll. Diese sollte nicht nur für das nebenbei zu leistende Coaching, sondern auch für andere Unterrichtsbereiche angedacht werden.

Für eine starke Schule

Ich wünsche im neuen Jahr allen, die sich in irgendeiner Weise für unsere Schülerinnen und Schüler einsetzen – allen voran natürlich Lehrerinnen und Lehrern, therapeutischem Personal, Schulassistenzen, Schulsozialarbeitende, Schulleitungen und Behörden – viel Kraft und Weitsicht für alle anstehenden Herausforderungen. Ich hoffe auf ein Vorwärtskommen, das die Schule stärkt. Das ist nur gemeinsam und mit vereinten Kräften möglich.

Den Lehrerinnen und Lehrern danke ich ganz im Speziellen für ihre Arbeit an den Schulen, für die Unterstützung in schwierigen Zeiten, für ihr tägliches Arbeiten mit dem «Kapital der Zukunft» und vor allem dafür, gerade jetzt die Stellung in den Schulen zu halten.

Datum

04.01.2023

Autor
Dagmar Rösler