Ziel: Master für alle Lehrpersonen

Die Anforderungen und Ansprüche an die Lehrpersonen der Kindergarten- und Primarstufe steigen seit Jahren. Die Dauer ihrer Ausbildung ist allerdings gleich geblieben. Für den Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH ist klar: Drei Jahre reichen nicht mehr aus. Was es braucht, ist ein Masterstudium für alle Lehrpersonen. 

Wer sich in der Schweiz zur Lehrerin oder zum Lehrer auf Primar- oder Kindergartenstufe ausbilden lassen will, absolviert ein Bachelorstudium von insgesamt drei Jahren. Mit dieser kurzen Ausbildungsdauer bildet die Schweiz im europäischen Vergleich eine Ausnahme: «Wir sind das einzige Land in Europa, das Primarlehrerinnen und Primarlehrer noch immer in nur drei Jahren ausbildet», betont Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH. In anderen europäischen Staaten dauere die Ausbildung mindestens vier Jahre. Die heutige Ausbildungszeit für Lehrpersonen der Primar- und Kindergartenstufe ist nach Ansicht des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH ganz klar zu kurz. Der LCH fordert deshalb schon seit Jahren ein Masterstudium für alle Lehrpersonen. Dieses hätte mehrere Vorteile: «Nach einer Anpassung der Ausbildung würden weniger Primarlehrerinnen und -lehrer als heute aus dem Beruf aussteigen», ist Zemp überzeugt. Zudem könne ein Master dazu führen, dass mehr Männer den Beruf wählen, womit eine bessere Durchmischung gewährleistet sei.

Da ein derartiger Wechsel in der Ausbildung nicht nur viel Zeit und Ressourcen kostet, sondern auch finanzielle Folgen haben wird, bleibt das Masterstudium für den Dachverband vorerst ein längerfristiges Ziel. «Es ist ein Generationenprojekt», prognostiziert Zemp. Bis zur Einführung eines Masters werden wohl etliche Jahre vergehen.

Bis es soweit ist, setzt sich der Dachverband kurz- und mittelfristig für einen verbesserten Berufseinstieg und für eine bessere «Employability» ein. Letzteres meint, Lehrpersonen künftig so auszubilden, dass sie später flexibler einsetzbar sind. «Lehrpersonen, die nur noch auf der Kindergartenstufe unterrichten, wird es in Zukunft nicht mehr geben», so der Zentralpräsident. Ziel sei es, Lehrkräfte für die Unterstufe auszubilden, damit sie mindestens vier Klassenstufen abdecken können. Um den Berufseinstieg zu verbessern, sollen zudem gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten in den ersten Berufsjahren geschaffen oder Mentoren eingesetzt werden, sprich: erfahrene Lehrpersonen, welche die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger unterstützen und begleiten. Diese und weitere Massnahmen sind Teil des Projekts «Zukunft», das von einer kleinen hochdotierten Gruppe geführt wird, zu der nebst Vertreterinnen und Vertretern des LCH, der EDK und der Pädagogischen Hochschulen ebenso auch Lehr- und Schulleitungspersonen zählen. Für Beat W. Zemp sind dies sinnvolle Massnahmen. «Das Problem der kurzen Grundausbildung ist damit aber nicht gelöst», wendet er ein.

Mit dem Ziel eines Masterstudiums für angehende Primar- und Kindergartenlehrpersonen steht der LCH nicht alleine da. Auch die Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen halten in ihrem am 2. Februar 2018 veröffentlichten Positionspapier fest, dass die Weiterentwicklung der heutigen Bachelorausbildung zu einer Masterausbildung prüfenswert sei. (bm; Foto: PH Zürich/Mike Krishnatreya)

Weitere Informationen
Artikel im Tages-Anzeiger vom 21. Februar 2018: «Kantone wollen Primarlehrer besser ausbilden»
 

Datum

23.02.2018