25.
Januar 2016 | Zürich

LCH-Kurs zur Mitgliederwerbung

Nur mit einem hohen Organisationsgrad haben Berufsverbände die nötige Duchsetzungskraft. Doch wie bringt man junge Lehrpersonen zum LCH? Rund 60 Mitarbeitende der LCH-Mitgliedsorganisationen besuchten am 23. Januar eine vom Dachverband organisierte Weiterbildung zu Verbandskommunikation und Mitgliederwerbung.

Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH hat etwas mehr als 50'000 Mitglieder. Die Zahl ist seit vielen Jahren stabil, was bereits ein schöner Erfolg ist, denn allenthalben kämpfen Verbände und Vereine mit Mitgliederschwund. Doch ist nicht zu übersehen, dass das Durchschnittsalter der LCH-Mitglieder sich nach oben verschiebt und der Anteil der Teilpensen und der Freimitglieder (Pensionierte) zunimmt, was auf die Mitgliederbeiträge durchschlägt und damit die Wirkungsmöglichkeiten einschränkt. Ausserdem ist der Organisationsgrad in den 21 Kantonen höchst unterschiedlich: In einigen Kantonen sind fast alle Lehrpersonen Mitglied beim «Lehrerverein», in anderen sind weniger als 50% gewerkschaftlich organisiert. Hier gäbe es noch viel Potenzial.

Die drängenste Frage ist jedoch: Wie lassen sich junge Lehrerinnen und Lehrer für den Berufsverband, die Gewerkschaftsarbeit motivieren? Erfahrungsgemäss lassen Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschulen sich 10 bis 15 Jahre Zeit, bis sie in ihren Berufsverband eintreten – sei es, weil sie als Einsteigende in die Praxis mit ihren Aufgaben vollauf beschäftigt sind, sei es, weil sie Sinn und Zweck der gewerkschaftlichen Organisation noch nicht erkennen oder weil sie das Geld für den Mitgliedsbeitrag lieber anderweitig ausgeben.

Wie kann Mitgliederwerbung gelingen?
Welche «Werkzeuge» braucht es, um vor allem jüngeren Berufsleuten den Wert einer Verbandsmitgliedschaft und gewerkschaftlichen Engagements nahezubringen? Um diese Themen ging es in einer Weiterbildungsveranstaltung des LCH vom 23. Januar 2016 an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Rund 60 Mitarbeitende aus 16 kantonalen Lehrerinnen- und Lehrerverbänden sowie 6 Stufen- und Fachorganisationen nahmen daran Teil. Gastgeber Heinz Rhyn, neuer Rektor der PHZH, bekannte sich dazu, dass die Kenntnis der Berufsverbände «ein Teil der Professionalisierung» sei und entsprechenden Raum im Studium erhalten müsse.

«Der Verband lebt durch seine Mitglieder»
«Mitgliederwerbung ist nicht etwas, was man einmal machen kann und dann erledigt hat. Sie ist eine ständige Aufgabe in den Verbänden und hat viel mit Kommunikation zu tun», sagte in ihrer Begrüssung Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH. Aus diesem Grund hatte man als ersten Referenten einen Fachmann auf diesem Gebiet eingeladen: Peter Stücheli-Herlach, Professor für Organisationskommunikation und Öffentlichkeit an der ZHAW. Er lobte einerseits die bestehende Öffentlichkeitsarbeit des LCH mit Zentralpräsident Beat W. Zemp als meistzitiertem Bildungs-Experten der Schweiz. Anderseits zeigte er auf, dass Bildung und Bildungspolitik immer komplexer werden. Die Autorität der Lehrpersonen in diesem Bereich wird zunehmend in Frage gestellt, ja bestritten. In dieser Situation gelte es, Mitglieder als Botschafterinnen und Botschafter der Bildungs-Interessen zu aktivieren: «Der Verband muss leben durch das Engagement der Mitglieder.»

Auch die Werbung neuer Mitglieder sei nicht möglich ohne den Einsatz der bestehenden, ihren Mut, ihr Engagement. Hier gelte es auch die Freimitglieder, die Pensionierten als Ressource zu entdecken, ihr Wissen und ihre Zeit zu aktivieren.

Verlässlicher Ansprechpartner sein 
Der Verband Bildung und Erziehung in Deutschland VBE, mit dem der LCH eng zusammenarbeitet, hat zur Gewinnung neuer Mitglieder eine Jugendorganisation gegründet: «Junger VBE». Darin sind einsteigende Lehrerinnen und Lehrer bis längstens zum zehnten Berufsjahr organisiert. Kerstin Ruthenschröer ist Bundessprecherin des Jungen VBE. «Unsere Mitglieder brauchen eine emotionale Bindung», sagte sie zum Auftakt ihres Referats in Zürich. Diese wird hergestellt, indem der Junge VBE mit viel Einsatz an Zeit und Energie die Hochschulen aufsucht und sich dort als verlässlicher, kompetenter Ansprechpartner präsentiert. Es gibt Beratungsveranstaltungen für junge Berufsleute, Bewerbungstrainings, Wegweiser durch den Dschungel des deutschen Sozial- und Besoldungssystems sowie ein grosses Angebot an Weiterbildungsveranstaltungen. Schliesslich gibt es eine Zeitschrift, die sich speziell an junge Berufsleute richtet. Ihr Titel: «Aha!».

«Das beste ist, wenn man einem Nichtmitglied begegnet, das Beratung sucht», sagte Ruthenschröer. Denn Lehrpersonen, die einmal beraten wurden oder die dank Bewerbungstipps vom Verband eine Stelle gefunden haben, werden und bleiben mit Sicherheit Mitglied. (Foto: Heinz Weber)

Datum

25.01.2016

Ort
Zürich

Autor
Heinz Weber