Standpunkte

Die Perspektiven auf den Lehrberuf

Auf die Lehrpersonen kommt es an. John Hattie, Margrit Stamm, die Poltik und die Medien sehen das so. Das hören wir gerne. Aber es ist auch gefährlich, denn damit sind wir an fast allem Schuld, was nicht klappt. 

Wir vertreiben mit unserer Miesmacherei die letzten am Beruf noch interessierten Männer. Wer will da schon lebenslänglich und vollzeitlich Lehrer werden, wenn der LCH immer nur jammert? Überfüllter Lehrplan, fehlende Beurteilungskonzepte und Lehrmittel, überstürzte Integration, kantonale Alleingänge bei den Frühfremdsprachen, nicht mehr konkurrenzfähige Löhne, massive Sparmassnahmen, mehr Absprachen, Tests, Evaluationen und Administration, Gesundheitsprobleme wegen oft belastenden Problemen, hoher Entscheidungsdichte und oft überlangen Arbeitszeiten ohne wirkliche Pausen, unsichere und wechselnde Pensen... 

Warum sprechen wir nicht mehr über die schönen Seiten des Berufs? Die langen Ferien, das Glück mit den Kindern, die grosse Gestaltungsfreiheit, die Arbeitsplatzsicherheit, der hohe Lohn? Wenn wir nur endlich weniger bockten und wollten, es wäre so wenig, was uns das Leben verschönern würde: Etwas mehr Kreativität bei der Integration, ein bisschen mehr Engagement für zwei benotete Frühfremdsprachen, ein paar soziale Kompetenzen zum Zusammenhalten all der Teilzeitkolleginnen in Unterrichtsteams, etwas Bescheidenheit bei den Löhnen, weniger selber gemachte Administration, effizientere Zeitnutzung als Klassenlehrpersonen, etwas weniger Kuschelpädagogik für die Verhaltensauffälligen, mehr gesunden Menschenverstand mit Kampfeltern, etwas mehr Eigeninitiative beim Unterrichten von Fächern für die wir keine Ausbildung haben und wie schon gesagt: generell viel mehr Freude bei den tollen Aufgaben. 

Es gibt verschiedene Perspektiven auf das Thema: Finanzsorgen, Elternsorgen, nationale Sorgen... Wir aber vom LCH sorgen uns um die Lehrpersonen und die Kinder. 

Datum

30.09.2014

Autor
Jürg Brühlmann

Publikation
Standpunkte