Standpunkte

Musse – Muse – MUS-E

Der Begriff Musse bedeutet gemäss Duden freie Zeit und (innere) Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht. Als Synonyme werden Beschaulichkeit, Dolcefarniente, Freizeit, Mussestunde, Nichtstun und Stille genannt.

Gemäss Wikipedia haben die Denker der Antike die Musse mit ihren charakterbildenden und kreativen Möglichkeiten für wertvoll gehalten. Heute werde vorwiegend betont, sich Musse zur Gesundheitsförderung zu gönnen, in Form von Erholung, Meditation, zusätzlicher «Quality-time», im Rahmen der Wellness-Bewegung oder durch Praktizieren eines einfacheren Lebensstils.

Musse wird oft mit Muse und/oder mit Zeitmanagement verwechselt. Dabei soll Musse helfen, Zeit zu sparen, damit sie wieder anderweitig sinnvoll genützt werden kann. Der Wert der Musse liegt aber gerade darin, dass sie für sich selber steht und Reflexion ermöglicht. Sie ist in gewissem Sinn ein absichtsloses Tun, welches das gegenwärtige Erleben möglich macht. Musse hat nichts zu tun mit Faulheit oder Trägheit.

Der Begriff Muse geht auf die Musen in der griechischen Mythologie zurück. Musen wurden als göttliche oder genialische Inspirationsquelle für Künstler genannt. Dem zugrunde liegt die antike Vorstellung, dass Ideen (das Denken) sich nicht von selbst entwickeln, sondern von Göttern (oder eben Musen) von aussen eingegeben werden.

Eine Muse ist nach heutigem Verständnis eine Person, die einen anderen Menschen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Oft finden sich Musen, vor allem Frauen, im Umfeld von Künstlern. Der Begriff MUS-E ist Ihnen wahrscheinlich weniger oder (leider) gar nicht bekannt. MUS-E ist ein Programm, das zum Ziel hat, die Kreativität Ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern.

Zentrales Anliegen des Programms MUS-E ist die soziale, emotionale und körperliche Sensibilisierung von Schulkindern im Rahmen einer ganzheitlichen Bildung. Künste unterschiedlichster Sparten wie Theater, Tanz, Musik, bildende Kunst oder Film werden in den Schulalltag einer Klasse integriert.

MUS-E ist ein Programm, das in seiner Ganzheitlichkeit vielen tausend Kindern in Europa und Israel eine «Türe zur Kreativität» und damit zu sich selbst und zu ihrem Umfeld öffnet. Durch die im Programm MUS-E wechselnden Kunstsparten bekommen die Kinder eine Chance, ihren eigenen Ausdruck und ihre Begabung in den Künsten zu entdecken und weiter zu entwickeln.

MUS-E bietet Betreuung und Beratung der Lehrpersonen und Kunstschaffenden, Kontinuität durch die regelmässige Präsenz der Künstlerinnen und Künstler in der Schulklasse über eine längere Zeitspanne sowie ein internationales Netzwerk mit einzigartigen Austauschmöglichkeiten. Ein Projekt dauert in der Regel zwei Jahre und wird in Semestermodule gegliedert. Pro Modul steht jeweils eine andere Kunstsparte im Vordergrund.

In Absprache zwischen den Lehrpersonen und Kunstschaffenden werden die Module nach den Bedürfnissen der Klasse konzipiert. Die Kunstschaffenden bringen ihre künstlerische Kompetenz ein. Die Lehrpersonen beteiligen sich gemeinsam mit ihrer Klasse an den künstlerischen Aktivitäten. Informationen finden Sie unter www.mus-e.ch. Ich wünsche Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern ein ausgewogenes Mass an Musse, Muse und MUS-E.

Datum

26.09.2017

Autor
Bruno Rupp

Publikation
Standpunkte