Als Lehrpersonen sind wir verpflichtet, unseren Unterricht politisch neutral zu gestalten und das ist richtig und gut so. Gemäss Lehrplan sollen die Lernenden dazu befähigt werden, unsere Demokratie erklären zu können und ihre Pflichten und Rechte zu benennen. Sie sollen lernen, zu aktuellen Problemen kontrovers Stellung zu beziehen. Mündige Schülerinnen und Schüler können sich also eine Meinung bilden und diese begründen.
Als Gewerkschaft setzen wir uns politisch neutral für die Belange der Lehrerschaft ein. Aber gibt es politische Neutralität überhaupt? Was versteht ihr unter politischer Neutralität? Ich verstehe darunter, dass wir uns unabhängig von einer politischen Partei für gute Rahmenbedingungen für gute Bildung einsetzen – auch auf politischer Ebene. Denn, soviel ist klar, über unsere Belange wie Ressourcen, Lohn und andere Rahmenbedingungen, über einen wesentlichen Teil unseres Berufsalltages also, wird in politischen Gremien entschieden, in politischen Verhandlungen. Wenn wir den Ausgang dieser Debatten zu unseren Gunsten, zu Gunsten einer guten Bildung beeinflussen wollen, so müssen wir am politischen Prozess teilnehmen und mitarbeiten. Anliegen lediglich bei den zuständigen Personen schriftlich zu platzieren, reicht nicht (mehr). Man muss sich dafür auch auf politischer Ebene aktiv einsetzen: in Gemeinderäten, in Kantonsparlamenten, in nationalen Parlamenten und Kommissionen, in Parteien usw. Dies beisst sich mit der politischen Neutralität unserer Gewerkschaft – oder doch nicht?
Ich sitze in meinem Heimatkanton für die SP im Kantonsparlament. Ich unterstütze nicht grundsätzlich alle Ideen und Vorstösse meiner Partei, jedoch einen grossen Teil davon, einen grösseren Teil als von anderen Parteien. Die Möglichkeit, mich nun im Parlament für gute Bildung, aber auch für andere gesellschaftliche Anliegen einzusetzen, und zwar unmittelbar mit einer Stimme im Rat, erachte ich als wichtig und nötig. Je mehr (Lehr-)Personen sich politisch engagieren und sich für Ämter zur Verfügung stellen, desto grösser ist die Chance, dass wir gute Rahmenbedingungen für die wichtigste Sache – die Bildung – erhalten. Und gerade weil wir Lehrpersonen die Bedürfnisse der Bildung kennen, schliesslich ist Bildung unser tägliches Geschäft, ist es wichtig, am politischen Prozess teilzunehmen. Dabei spielt es keine Rolle, in welcher Partei man politisiert, denn in der Sache, dass wir eine gute Bildung brauchen, da sind wir uns nämlich einig.
Nebst meinem Beruf als Lehrperson bin ich auch gewerkschaftlich tätig, im LGL und im LCH. Ich bin jedoch auch Privatperson, welche sich als Mitglied der SP für gute Rahmenbedingungen, für gute Bildung einsetzt. Liebe Lehrpersonen, nehmt auch ihr euer Recht wahr und gestaltet mit! Auch wir haben etwas zu sagen!