Bildungstyp entscheidend für politische Partizipation

Junge Menschen am Gymnasium gehen dreimal häufiger an die Urne als Berufsschülerinnen und -schüler. Das Geschlecht spielt keine Rolle für die politische Partizipation. Dies zeigt eine Studie der Universität Zürich, für die rund 3000 Jugendliche im Kanton Zürich befragt wurden. 

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Wer das Gymnasium besucht, nimmt dreimal häufiger an Abstimmungen teil als Berufsschülerinnen und -schüler. Und wenn sich junge Menschen politisch beteiligen, spielt das Geschlecht keine Rolle. Zu diesen Erkenntnissen ist eine Studie gekommen, für die vier Studierende der Universität Zürich im Auftrag der kantonalen Direktion der Justiz und des Innern rund 3000 Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren im Kanton Zürich befragt haben. 

Ob Mann oder Frau, beide beteiligen sich gleich oft 

Für die Massnahmen zur Stärkung der politischen Partizipation empfehlen die Studienautorinnen und -autoren, bei den jungen Menschen an Berufsschulen anzusetzen, da hier das Mobilisierungspotenzial gross sei. Weiter hat die Studie gezeigt, dass im Kanton Zürich die erste Generation heranwächst, bei der es keinen Gendergap in der politischen Teilhabe gibt. Junge Zürcherinnen und Zürcher beteiligen sich gleich häufig an Wahlen und Abstimmungen. 

Traditionelle Medien haben nicht ausgedient 

In Bezug auf die Mediennutzung lieferte die Studie weitere unerwartete Ergebnisse. Für die politische Meinungsbildung von jungen Menschen sind traditionelle Medien wie Fernsehen oder gedruckte Zeitungen immer noch wichtiger als Social Media. Die jungen Menschen informieren sich über einen Mix aus unterschiedlichen Kanälen – es gibt keinen einzelnen Kanal, über den sie am besten anzusprechen sind. 

Förderung der politischen Bildung an Schulen 

Das Autorenteam hat auch untersucht, weshalb sich junge Erwachsene weniger stark politisch engagieren als ältere Bevölkerungsgruppen. Bei ihnen liegt die Stimmbeteiligung jeweils ein Drittel tiefer als bei der Gesamtbevölkerung. Dies liegt nicht unbedingt am politischen Desinteresse, sondern vielmehr an der hohen Komplexität der Themen, an der geringen Relevanz gewisser Themen für den eigenen Alltag und an den mangelnden Rollenvorbildern in der Politik. Die Befragten nannten mehr politische Bildung an der Schule als die Massnahme, die sie am ehesten bei der politischen Partizipation unterstützen würde.

Zugang zur Politik verbessern 

Die Studienautorinnen und -autoren empfehlen wiederum, die Vorlagen verständlicher und den politischen Prozess zugänglicher zu machen. Dazu gehören etwa die Vorstösse zum Stimmrechtsalter 16, die zurzeit in mehreren Kantonen laufen. So hat sich die vorberatende Kommission des Grossen Rates im Kanton Bern knapp dafür ausgesprochen, dass 16-Jährige auf Kantons- und Gemeindeebene abstimmen dürfen. Und auf Bundesebene bereitet die Staatspolitische Kommission des Nationalrats zurzeit den Gesetzesentwurf zur Einführung des aktiven Stimm- und Wahlrechts für Jugendliche ab 16 Jahren vor. 

Datum

12.07.2021

Autor
Maximiliano Wepfer