Lärmschutz in der Schule

Damit aus Schall nicht Lärm wird

Lärmprobleme in Schulen können vielfältige Ursachen haben. An der Bildungsmesse Swissdidac sind sie darum auch ein Thema. Lösungen können teuer sein, aber es geht auch anders.

Es fehlt an Daten zur Lärmbelastung in Schulen. Foto: Pixabay / asundermeier

Gesundheitliche Schäden durch zu viel Lärm sind nichts Neues. Das wurde bereits 2006 im Rahmen einer neuen Norm berücksichtigt, die entsprechende Anforderungen an Schulzimmer, Seminarräume und Hörsäle sowie Sporthallen stellte. Als Akustikexperte Kurt Eggenschwiler von der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA diese vorstellte, zitierte er eine Studie, die sich mit der Akustik in Schulzimmern auseinandersetzte.

In der Studie wurden über 70 Unterrichtsräume von Grundschulen in Schottland, England und Nordirland untersucht, jeweils mit und ohne akustische Massnahmen. Lehrpersonen, die ihre Schulzimmer als laut bewerteten, litten demnach eher an Kopfschmerzen und meldeten sich bei Erkältungssymptomen eher krank. 

Lärmschutz ist bisher Aufgabe der Kantone

Grundsätzlich wird laut Raphael Elmiger vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) der für Lehrpersonen geltende Grenzwert des Lärmexpositionspegels in Schulzimmern wohl nicht erreicht. Die Art des Lärms kann aber dennoch eine Belastung für die Schülerinnen, Schüler sowie Lehrpersonen darstellen und einen Einfluss auf Konzentration und Leistungsfähigkeit haben. Hier wäre es wünschenswert, überkantonale Leitlinien zur Lärmbekämpfung in Schulgebäuden zu erarbeiten.

Eine solche Publikation gibt es beispielsweise in Österreich für Kindergärten. Dazu braucht es laut Raphael Elmiger zuerst solide Daten, also Messungen. Eine erste Erhebung läuft aktuell in Musikschulen. «Das ist sehr erfreulich», so Thomas Minder, Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. «Wir befürworten auch eine nationale Messung in Volksschulhäusern. So hätten wir erstmals objektive Daten auf Bundesebene, mit denen gemeinsam mit Organisationen wie der SUVA, Radix/BGF und der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren Grenzwerte aufgezeigt werden, aufgrund derer interdisziplinär Lösungen erarbeitet werden können.»

Lärm in neuen Gebäuden manchmal wenig besser als bei alten

Die Architektin Eva Diem befasst sich intensiv mit Lärmschutz in Schulgebäuden. Trotz aktuellen Normen beim Bau von Schulhäusern schliesst sie eine Verbesserung der Akustik bei neueren Räumen nicht aus: «Es ist mehr ein Problem der Materialität. Harter Beton und glatte Oberflächen sind natürlich nicht so schallabsorbierend wie Holz. Auch deshalb wird nun viel mit Holz gebaut, obwohl es durchschnittlich etwa 15 Prozent teurer als Beton ist.»

Die entscheidenden Herausforderungen bei Lärmpegel sieht sie «oft in den Grössen und vor allem Proportionen der Räume und zwar nicht nur wegen der grösseren Anzahl von Kindern in einem grossen Raum. Akustik lässt sich meist nur im gebauten Raum zu seinem wahren Wert messen». 

Von der Lampionwolke zum umfassenden Akustikkonzept

«Der Idealfall ist, wenn ein neues Schulgebäude interdisziplinär unter Berücksichtigung der neusten Akustikerkenntnisse geplant und erstellt werden kann», erklärt Diem. «In der Schweiz dürfte aber der Anteil der zu sanierenden Gebäude viel höher sein. Hier bieten sich auch Lösungen ab Stange wie zum Beispiel Akustikpanels an.»

Doch müssen es nicht immer kostspielige Lösungen sein: «Auch mit ganz einfachen Mitteln, welche die Schulkinder unter pädagogischer Anleitung selbst bauen können, werden schon erstaunliche Effekte erzielt.» Ein Beispiel dafür ist die Lampionwolke. Diese und weitere Massnahmen werden Thema am Architektur-Lernlabor an der Swissdidac in Bern sein, das von Architektin Eva Diem gestaltet wird. 

Zur Swissdidac Bern 2023

Die Swissdidac Bern findet vom 21. bis am 23. November auf dem Bernexpo-Areal statt. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH wird dort mit einem Stand vertreten sein. Die Bildungsmesse ist ein Treffpunkt für Lehrpersonen, Schulleitende, Studierende, Bildungsbehörden und Fachpersonen wie Schulhausarchitektinnen und -architekten. Mehr Informationen gibt es hier auf der Webseite von Swissdidac Bern.

Datum

28.09.2023

Autor
Eva Diem, Architektin