RÜCKBLICK

«Das Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen macht Lehrpersonen zufrieden»

Dagmar Rösler, Präsidentin LCH, spricht im Interview über die neue Vision des LCH, die Bedeutung der trinationalen Konferenz und die Ergebnisse der Berufszufriedenheitsstudie.

Dagmar Rösler, Präsidentin LCH, blickt auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Foto: Gion Pfander

Warum formuliert der LCH erstmals eine Vision?

Die Strukturen des LCH und deren Ausgestaltung sind nicht mehr überall kongruent mit der gelebten Realität. Deshalb hat sich die GL LCH im Januar 2024 gemeinsam mit dem Berater Silvio Herzog (Mutaufbruch.ch) auf den Weg gemacht, um die zukünftige Ausgestaltung des LCH zu klären. Die Analyse hat ergeben, dass die veränderten Anforderungen und Rahmenbedingungen den LCH dazu zwingen, ein Zielbild für die Zukunft zu zeichnen, um weiterhin handlungsfähig, schlagkräftig und wirksam zu sein.

«Gute persönliche Beziehungen mit arrivierten Mitgliedern ist für Junge zentral.»

 

Auf der Basis dieser Analyse wurde die Vision des LCH formuliert und darauf wiederum die Mission abgestützt. Die Ergebnisse wurden an der Präsidienkonferenz des LCH im November 2024 diskutiert und die Rückmeldungen anschliessend verarbeitet. An der DV 2025 wurden Vision und Mission sowie die dazugehörigen strategischen Ziele von den Delegierten des LCH abgesegnet.

An der trinationalen Konferenz tauschen sich die Berufsverbände der Lehrpersonen aus den deutschsprachigen Ländern aus. Etwa zum Thema, wie sich junge Lehrpersonen für die Gewerkschaftsarbeit motivieren lassen. Was kam dabei heraus?

Sowohl der GÖD aus Österreich als auch der VBE aus Deutschland haben ihre eigene, gewachsene Strategie, sei es im Umgang mit der Akquisition von jungen Lehrpersonen als auch mit der Pflege derselbigen. Massnahmen, die eine höhere Beteiligung von Junglehrpersonen ermöglichen, sind beispielsweise die Einbindung in die Vorstandsarbeit, die Kraft der Online-Begegnung, angepasste Sitzungsstrukturen, rotierende Sitzungsleitung sowie Lösungen für Fremdbetreuung der eigenen Kinder (Entschädigung über Sitzungsgeld oder eigenes Angebot). Zudem sind gute persönliche Beziehungen mit «arrivierten» Mitgliedern für Junge zentral. Der Austausch über die Landesgrenzen hinaus pflegt die gute Partnerschaft der drei Verbände, liefert neue Ideen und erweitert den Horizont.

Welche Befunde der 2024 veröffentlichten Berufszufriedenheitsstudie stechen für Sie heraus – im Positiven wie im Negativen?

Auf die Frage, was ihnen im Beruf die grösste Zufriedenheit verschafft, betonen die Lehrpersonen vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten im Beruf sowie die Zusammenarbeit und der Austausch im Team werden ebenfalls positiv hervorgehoben. Dies widerspiegelt sich auch in den abgefragten Aspekten der Zufriedenheit, die von den Lehrpersonen am positivsten beurteilt wurden. Vier der elf Aspekte mit Werten von 5 und höher beziehen sich auf das Pensum und den Vertrag und je drei auf den Unterricht und die Klasse beziehungsweise das Kollegium. Unzufriedenheit entsteht vor allem dann, wenn Lehrpersonen ihren Ansprüchen nach einem guten Unterricht und einer guten Begleitung und Förderung der Schülerinnen und Schüler nicht gerecht werden können. Die erkannten Gründe dafür sind vielfältig. Heraus stechen die hohe Arbeitsbelastung, die steigenden Anforderungen und die Flut an administrativen Arbeiten. So bleiben zu wenig Zeit und Ressourcen für die individuelle und integrative Förderung der Schülerinnen und Schüler. Das hinterlässt bei vielen das Gefühl, diesen nicht gerecht zu werden.

Der vollständige Publikumsbericht erscheint in der Juliausgabe von BILUNG SCHWEIZ und auf LCH.ch/LCH/ueber-uns/Jahres-und-publikumsberichte zum Download. 

Datum

03.07.2025

Autor
(red)