Wo sehen Sie den grössten Aufholbedarf bei der Barrierefreiheit an Schulen?
Momentan nehme ich die grössten Hindernisse für eine barrierefreie Schule vor allem in unseren Köpfen und Herzen wahr. Denn eine barrierefreie Schule ist in erster Linie eine Haltungsfrage und muss von der ganzen Gesellschaft mitgetragen werden. Das heisst, dass einerseits die Schule barrierefrei sein soll, damit möglichst alle Kinder sie problemlos besuchen können. Andererseits ist Barrierefreiheit ein Auftrag für die gesamte Gesellschaft. Es geht darum zu erklären, warum Barrierefreiheit für uns alle sinnvoll ist, nicht nur, weil die Schweiz sich auf Gesetzesebene schon längst dafür ausgesprochen hat. Inklusive Klassen mit ihren komplexeren sozialen Situationen bieten unter anderem vielfältigere Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten, fördern den Zusammenhalt und die Empathie in der Gesellschaft und stärken somit auch unsere Demokratie. In meiner Tätigkeit erlebe ich immer mehr Schulen, die erfolgreich inklusionsorientierte Konzepte entwickeln und diese anschliessend auch umsetzen. Solche Schulen können Leuchttürme für andere sein. Denn sie zeigen, dass es möglich ist, eine Schule für alle zu sein. In seinem Positionspapier zu Vielfalt an Schulen hat der LCH weitere essenzielle Forderungen für die Weiterentwicklung der inklusionsorientierten Schulen definiert.