AUS DEM LCH

«Es geht darum zu erklären, warum Barrierefreiheit für uns alle sinnvoll ist»

Dorothee Miyoshi, Mitglied der Geschäftsleitung LCH, erklärt im Publikumsbericht, wo sie Aufholbedarf bei der Barrierefreiheit an Schulen sieht und warum die Gesundheitsförderung an Schulen zentral ist.

Dorothee Miyoshi, Mitglied der LCH-Geschäftsleitung. Foto: Gion Pfander

Wo sehen Sie den grössten Aufholbedarf bei der Barrierefreiheit an Schulen?

Momentan nehme ich die grössten Hindernisse für eine barrierefreie Schule vor allem in unseren Köpfen und Herzen wahr. Denn eine barrierefreie Schule ist in erster Linie eine Haltungsfrage und muss von der ganzen Gesellschaft mitgetragen werden. Das heisst, dass einerseits die Schule barrierefrei sein soll, damit möglichst alle Kinder sie problemlos besuchen können. Andererseits ist Barrierefreiheit ein Auftrag für die gesamte Gesellschaft. Es geht darum zu erklären, warum Barrierefreiheit für uns alle sinnvoll ist, nicht nur, weil die Schweiz sich auf Gesetzesebene schon längst dafür ausgesprochen hat. Inklusive Klassen mit ihren komplexeren sozialen Situationen bieten unter anderem vielfältigere Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten, fördern den Zusammenhalt und die Empathie in der Gesellschaft und stärken somit auch unsere Demokratie. In meiner Tätigkeit erlebe ich immer mehr Schulen, die erfolgreich inklusionsorientierte Konzepte entwickeln und diese anschliessend auch umsetzen. Solche Schulen können Leuchttürme für andere sein. Denn sie zeigen, dass es möglich ist, eine Schule für alle zu sein. In seinem Positionspapier zu Vielfalt an Schulen hat der LCH weitere essenzielle Forderungen für die Weiterentwicklung der inklusionsorientierten Schulen definiert.

Der vollständige Publikumsbericht erschien in der Juliausgabe von BILDUNG SCHWEIZ und auf LCH.ch/LCH/ueber-uns/Jahres-und-publikumsberichte zum Download. 

Der LCH setzt sich mit der Allianz betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) für die Gesundheit von Lehrpersonen und Schulkindern ein. Was muss geschehen?

Neuste Studienresultate zeigen deutlich auf, dass eine systematische Gesundheitsförderung an Schulen nicht nur dringend notwendig, sondern auch entscheidend für den Bildungserfolg ist. Der Begriff Wohlergehen hat nichts mit Kuschelpädagogik zu tun. Im Gegenteil: Das vollständige körperliche, geistige und soziale Wohlergehen (Definition Gesundheit der WHO) ermöglicht erst die umfassende Leistungsbereitschaft und die Entfaltung des Potenzials einer Person. Das neue Argumentarium der BFG soll den Bildungsverwaltungen und Entscheidungstragenden aufzeigen, wie wichtig Investitionen in eine systematische Gesundheitsförderung sind. Damit steigt die Bildungsqualität in unserem Land und die Schule als Arbeitsort wird attraktiver. Die Kosten infolge von Absenzen werden sinken. Diese Überlegungen gelten nicht nur für Schulen. Überall, wo wir wirken, sollten wir uns zum Wohle aller für eine systematische Gesundheitsförderung einsetzen.

Datum

13.08.2025

Autor
(red)

Publikation
Aus dem LCH