Steigende Anforderungen im Lehrberuf führen bei vielen Lehrpersonen zu Belastung und Erschöpfung. Darunter leiden nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch die Unterrichtsqualität. Ein Projekt der pädagogischen Hochschule Zürich zeigt, wie individuelle Kompetenzen der Lehrpersonen und ein starkes Team gemeinsam wirken können, und wie Schulleitungen dabei Schlüsselrollen einnehmen.
Arbeitsklima unter der Lupe
Das Forschungs- und Schulentwicklungsprojekt Rumba, kurz für «Ressourcenentwicklung im Umgang mit Berufsanforderungen», hat die Bedeutung eines guten Schulklimas auf die Berufszufriedenheit der Lehrpersonen erforscht.
Das Team der Erziehungswissenschaftlerin Manuela Keller-Schneider hat dafür über fünfzehn Jahre hinweg in mehreren Teilstudien unterschiedliche Faktoren beleuchtet: vom Team- und Klassenklima bis zur Rolle der Schulleitung. Dazu wurden Lehrpersonen und Schulleitungen sowie Schülerinnen und Schüler befragt.
Qualität statt Quantität im Team
Eine zentrale Erkenntnis: Der individuelle Einsatz der einzelnen Lehrperson allein reicht nicht aus. Erst eine positive Teamkultur, geprägt durch gemeinsame Ziele, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung machen echte Zusammenarbeit möglich. Lehrpersonen, die sich auf ihre Kolleginnen und Kollegen verlassen können, fühlen sich weniger allein mit den täglichen Herausforderungen.
Gegenseitige Hilfe fördert ein starkes Wir-Gefühl, das in hektischen Zeiten Halt gibt.
In einem vertrauensvollen Team können Probleme offen angesprochen und gemeinsam gelöst werden – das entlastet ungemein. Gleichzeitig fördert gegenseitige Hilfe ein starkes Wir-Gefühl, das in hektischen Zeiten Halt gibt. Die Stärkung der einzelnen Lehrperson und die Qualitätsentwicklung der ganzen Schule ergänzen sich dabei gegenseitig. Zudem zählt die Qualität der Zusammenarbeit mehr als die Quantität: Gemeinsame vertiefte Reflexion und geklärte Ziele im Team wirken stärker als häufige, aber wenig fokussierte Treffen.
Die Schulleitung als Schlüssel
Die Schlüsselrolle der Schulleitung liegt nun darin, ein förderliches Arbeitsklima aktiv zu gestalten. Das kann dabei viel bewirken. Die Schulleitung als Führungsorgan hat demnach einen grossen Einfluss auf die Schulkultur und damit auf die Motivation und die Gesundheit des Kollegiums, wie die Forschungsergebnisse zeigen.
Die Gesundheit des Kollegiums sollte Chefsache sein.
Unterstützende Schulleitungen haben ein offenes Ohr für die Anliegen des Teams, schaffen Entlastung in schwierigen Situationen und geben Rückendeckung. Die Gesundheit des Kollegiums sollte Chefsache sein und fest in der Schulentwicklung verankert werden, um ihre hohe Priorität zu unterstreichen.
Konsequenzen für die Praxis
Was bedeuten diese Befunde konkret für Schulen? Sie zeigen, dass der Schlüssel zur Schulqualität in einer ausgewogenen Förderung individueller Stärken und kollektiver Ressourcen liegt. Lehrerinnen und Lehrer profitieren von einer unterstützenden Schulleitung und guter Zusammenarbeit im Team.
Schulleitungen sollten entsprechend Raum für offenen Austausch schaffen, gemeinsame Ziele klar formulieren und gezielt die Gesundheit und Motivation der Lehrpersonen stärken. Eine reflektierte Teamkultur und gesunde Lehrpersonen wirken sich schliesslich positiv auf das Klassenklima aus. Die Rumba-Ergebnisse heben deutlich hervor: Wo Schulleitungen und Lehrpersonen bewusst zusammenarbeiten, verbessert sich langfristig die gesamte Schulqualität.