Standpunkt-Kolumne

Jugend und Sport: Der Bund spart am falschen Ort

Das Bundesamt für Sport hat kürzlich darüber informiert, dass die Subventionen im Rahmen des Förderprogramms «Jugend und Sport» ab 2026 um 20 Prozent gesenkt werden. LCH-Geschäftsleitungsmitglied Sandra Locher Benguerel hält diesen Entscheid für falsch. Denn es sollte mehr anstelle von weniger Geld in den Sport investiert werden.

Sandra Locher Benguerel, Mitglied der Geschäftsleitung LCH. Foto: Gion Pfander

Sven Brändle hat recht. Der 20-Jährige aus dem Kanton Zürich startete Ende Juni eine Online-Petition gegen die geplanten Kürzungen der Gelder für das Förderprogramm «Jugend und Sport» (J+S). Innert weniger Tage kamen über 155'000 Unterschriften zusammen, die der junge Mann nun im Juli übergeben will. Brändle, der selbst schon Lager organisiert hat, ist sich sicher: Der Bund spart am falschen Ort. Ich sehe dies auch so.

Doch worum geht es genau? Grund für die angekündigten Kürzungen sind Teilnahmerekorde bei gleichbleibendem Kreditvolumen. J+S wird somit Opfer des eigenen Erfolgs. Zusätzlich macht der Bund Sparvorgaben, die erfüllt werden sollen.

110'500 Kinder und Jugendliche profitieren

Die Einsparungen haben grosse Auswirkungen. Bislang erhielten Schullager, die über J+S abgerechnet werden konnten, pro Tag und Kind 16 Franken. Ab 2026 sind es voraussichtlich noch 12.80 Franken. Im Winter 2024 wurden 2'400 Schneesportlager durchgeführt, davon profitierten 110'500 Kinder und Jugendliche. Schulen erhielten insgesamt 8,4 Millionen. Die angekündigte Kürzung um 20 Prozent ist folglich sehr schmerzhaft.

Die freiwilligen Schulsport-Angebote von J+S ergänzen den obligatorischen Schulsport ideal.

 

Um dieses Loch zu stopfen, bleiben zwei Möglichkeiten. Entweder die Gemeinden springen in die Bresche und bezahlen den fehlenden Betrag. Oder aber die Sport- und Lagerangebote werden eingedämpft oder gar gestrichen. Die Eltern der Kinder zur Kasse zu bitten, ist nicht möglich, da ihnen lediglich die eingesparten Verpflegungskosten verrechnet werden dürfen. Je nach Alter des Kindes sind dies laut Bundesgericht zwischen 10 und 16 Franken.

Doch nicht nur bei Schullagern würde der finanzielle Zustupf schmerzlich vermisst. Denn die freiwilligen Schulsport-Angebote von J+S ergänzen den obligatorischen Schulsport ideal. So können Kinder und Jugendliche niederschwellig Sportangebote in Anspruch nehmen. Wegen der Beitragssenkungen würden Schülerinnen und Schüler im Alltag zu weniger Bewegungsmöglichkeiten kommen. Und dies gerade in einem Alter, in dem sportliche Aktivitäten besonders wichtig und prägend sind.

Ausbauen und nicht reduzieren

Das Programm J+S ist seit 50 Jahren ein Erfolgsmodell. Sowohl aus bildungs- wie auch aus gesundheitspolitischer Sicht ist dieser Entscheid der Landesregierung absolut unverständlich. Denn sportliche Aktivitäten und Lager stiften Gemeinschaft, fördern die Integration, vermitteln zentrale Werte und stärken das physische und psychische Wohlbefinden unserer Kinder und Jugendlichen. Besonders in der heutigen Zeit sollten solche Angebote ausgebaut und nicht reduziert werden.

Gemeinsam mit den rund 155'000 Personen, die eingangs erwähnt wurden, appelliert der LCH an das nationale Parlament, die Subventionssätze unverändert zu lassen. Denn nur so kann die Förderung der sportlichen Aktivitäten im bisherigen Rahmen erfolgreich und zuverlässig fortgesetzt werden.

Der «Standpunkt» ist eine monatliche Kolumne der Geschäftsleitungsmitglieder des LCH. Die Aussagen geben die persönliche Meinung der einzelnen Autorinnen und Autoren wieder.

Datum

09.07.2025

Autor
Sandra Locher Benguerel

Publikation
Standpunkte