Kooperation macht Schulen krisenfester

Schweizer Schulen kamen vergleichsweise gut durch die Pandemie. Die Erziehungswissenschaftlerin Katharina Maag Merki hat für eine internationale Studie untersucht, was dabei besonders hilfreich war und welche Probleme es noch zu lösen gilt.

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Schulen, die vor der Coronapandemie schon gut unterwegs waren, fiel auch in der Krise manches leichter. So eine erste, stark verkürzte Erkenntnis von Katharina Maag Merki, die zusammen mit Forschenden aus Deutschland und Österreich eine Studie zum Thema durchgeführt hat. Sie sagt gegenüber BILDUNG SCHWEIZ: «Schulen, die schon vor der Pandemie Schulentwicklungskapazitäten aufgebaut hatten, konnten einfacher neue Strategien schaffen.» Mit solchen Kapazitäten meint die Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich unter anderem, dass Lehrpersonen sich austauschen, ihre Erfahrungen im digitalen Lernen teilen oder den direkten Kontakt zu den Eltern pflegen.

«Guter Unterricht ist nicht allein von einer Lehrperson abhängig», betont Maag Merki. Es brauche dazu die ganze Schule. Man müsse als Team gemeinsame Lösungen entwickeln und sich gegenseitig unterstützen. Wichtig sei dabei, dass die persönlichen Stärken einzelner für alle gewinnbringend eingesetzt würden. Auch müssten Routinen regelmässig analysiert und neuen Herausforderungen angepasst werden. «Konstanter Austausch und eine gute Fehlerkultur zahlen sich für die Schulentwicklung nachhaltig aus», sagt sie.

Gleiche Prioritäten, unterschiedliche Voraussetzungen

Den Forschenden war schon zu Beginn der Studie klar, dass sich die Voraussetzungen in den Ländern unterscheiden. Das gilt sowohl für die geltenden Regelungen als auch für die vorhandene Infrastruktur. «Solche Sachen hatten bei der Bewältigung der Pandemie einen grossen Einfluss», sagt Maag Merki. In der Studie kamen sie und ihre Mitforschenden zur Erkenntnis, dass Schulen in der Deutschschweiz insgesamt über grössere digitale Ressourcen und mehr Erfahrung im Umgang mit Onlineplattformen verfügten als in den Nachbarländern. Das könnte ein Grund sein, warum hiesige Schulen die Belastung etwas weniger stark wahrgenommen haben.

Die Studie bestätigt: Die Pandemie hat an den Schulen einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Schulleiterinnen und Schulleiter haben laut Studie entsprechend Konzepte für das digitale Lernen priorisiert. Es gehöre zu den am häufigsten benannten Entwicklungsvorhaben für das Schuljahr 2021/2022. Die technische Infrastruktur sei dafür eine wichtige Voraussetzung, sagt Maag. «Schulen müssen jetzt jedoch die Umsetzung optimieren und digitales Lernen dort einsetzen, wo die Schülerinnen und Schüler am meisten davon profitieren.»

Weitere Prioritäten verortete die Studie bei der Förderung des selbstständigen Lernens und der Unterstützung jener Schülerinnen und Schüler, die während der Pandemie schulisch in Rückstand geraten sind. In letzterem sehen die Befragten eine der grössten aktuellen Herausforderungen, zusammen mit der zusätzlichen Arbeitsbelastung der Lehrpersonen durch die Pandemie.

Zurück zum Kerngeschäft

Kein Wunder konzentrierten sich die Schulen während dieser Zeit auf das Notwendige und Machbare. «Viele Themen der Unterrichtsqualität sind jedoch liegen geblieben, dabei ist dies das eigentliche Kerngeschäft der Schulen», sagt Maag Merki. Dieser Bereich brauche nun unbedingt wieder mehr Raum. Dazu gehöre auch, dass man den Schwung aus dem Digitalisierungsschub nutze, um diese Tools sinnvoll einzusetzen und die Vorteile des persönlichen Kontakts im Klassenzimmer ebenfalls gezielt zu stärken und zu nutzen.

Datum

28.01.2022

Autor
Patricia Dickson