Bildung in Europa stärken: Verbände treffen sich in Belgien

Am 5. und 6. Juli trafen sich die Spitzen der europäischen Lehrerinnen-und Lehrer-Dachverbände im belgischen Lüttich zum Kongress des europäischen Gewerkschaftsbundes für Bildung ETUCE. Themen waren unter anderen die Auswirkung und die Bewältigung der Covid-Krise, der Lehrpersonenmangel und die Ukrainekrise.  

Von links: Samuel Rohrbach (aktueller Präsident SER), Dagmar Rösler (Zentralpräsidentin LCH), Franziska Peterhans (Zentralsekretärin LCH), David Rey (designierter Präsident SER)

Der diesjährige ETUCE-Kongress begann musikalisch: Ein junges Streichorchester eröffnete die zweitätige Konferenz in Lüttich, bevor die Ansprachen und Diskussionrunden starteten. Vertreterinnen und Vertreter von Bildungsgewerkschaften aus ganz Europa kamen zu Wort. Mehrfach thematisiert wurde der Mangel an Lehrpersonen. 

Lehrberuf in der Krise

Die belgische Gewerkschaft berichtete davon, dass viele Lehrpersonen den Beruf innerhalb von fünf Jahren verlassen, weil die Anstellungsbedingungen nicht stimmen. Die britische Gewerkschaft erzählte von einer Umfrage, die kürzlich unter Lehrerinnen und Lehrern durchgeführt wurde. Diese ergab, dass 68 Prozent aller Lehrkräfte ihren Beruf aufgeben möchten. Die Vertreterin des Kosovo informierte über einen geplanten Generalstreik: Alle Lehrerinnen und Lehrer, vom Kindergarten bis zur Hochschule, werden streiken. David Edwards, General Secretary von Education International, meinte, dass die Politik dringend ausreichend Ressourcen und ein verlässliches System schaffen müsse. «Sonst verlassen weiterhin Millionen von Lehrerinnen und Lehrern den Beruf.» Die Versammlung verabschiedete mehrere Grundsatzpapiere, unter anderem zur Aufwertung des Lehrberufs und seiner Attraktivität. Zudem hat die EU-Bildungskommission die Anerkennung des Lehrberufs sowie den Einsatz für faire Löhne als zwei ihrer Ziele festgehalten. Dies berichtete Stefaan Hermans, Direktor der EU-Kommission für Bildung. 

Ziele für 2025 gesetzt

Stefaan Hermans ging zudem auf die EU-Bildungziele bis 2025 ein. Diese sind: 
    Die Vermittlung der schulischen und digitalen Grundkompetenzen und damit auch die Verminderung von Schulabbrüchen und gescheiterten Schulkarrieren 
    ERASMUS PLUS: Die Entwicklung von Laufbahnmodellen für Lehrpersonen im EU-Raum samt der Möglichkeit für Mobilität  während der Ausbildung. Dafür hat die EU 15 Millionen Euro reserviert. 
    Die Entwicklung des Hochschulwesens und der höheren Bildung, Entwicklung einer universitären Bildungsstrategie über die Länder und über die verschiedenen Fachdisziplinen hinweg. 

Zusammenfassend hielt Hermans fest, dass die Investitionen in die Bildung Teil der Lösung für die nachhaltige Entwicklung sei und auch die Resilienz junger Menschen stärke.

Schulen sind systemrelevant

Ein weiteres Thema der Konferenz waren die Auswirkungen und die Bewältigung der Covid-Krise. Man habe durch die Pandemie viel gelernt, sagte David Edwards. Allen sei klar geworden, dass Schulen systemrelevant sind. Technologien könnten Lehrerinnen und Lehrer niemals ersetzen. 

Schweigeminute für die Ukraine

Selbstredend waren auch die Ukrainkrise und die Auswirkungen in ganz Europa immer wieder ein Thema der Konferenz. Besondere Betroffenheit und eine Schweigeminute galt den 100 Lehrpersonen aus der Ukraine, die bisher im Krieg gefallen sind.  Zudem wurde ein Friedensresolution zur Ukraine verabschiedet. 

Datum

08.07.2022

Autor
Franziska Peterhans