Lohn. Zeit. Respekt.

Am 14. Juni 2019 gehen die Frauen auf die Schweizer Strassen. Sie möchten, dass die Gleichberechtigung, die seit 1981 in der Bundesverfassung verankert ist, endlich umgesetzt wird. Der LCH unterstützt die Anliegen der Frauen und wehrt sich gegen die strukturelle Lohndiskriminierung im Lehrberuf.

«Lasst uns am 14. Juni 2019 Lärm machen und die Arbeit niederlegen. Lasst uns unsere Wut laut, kreativ und kraftvoll zum Ausdruck bringen. Auf zum Frauen*streik!» So rufen die Organisatorinnen des 14. Juni zum Frauenstreik auf. Und dabei spiele es keine Rolle, wie die Frauen streiken wollen: Sie können die Arbeit niederlegen, verlängerte Pausen einlegen, Koch- und Putzstreiks zu Hause machen, Fahnen und Besen aus dem Fenster hängen oder einfach symbolische Frauenstreik-Zeichen tragen.

Blick zurück
Bereits vor 28 Jahren haben am 14. Juni Hunderttausende Frauen in der ganzen Schweiz an Protest- und Streikaktionen teilgenommen. Am 14. Juni geht es darum, für die Gleichstellung zu kämpfen. Obwohl sie seit 1981 in der Bundesverfassung verankert ist, wurde sie in vielen Punkten noch nicht erreicht. «Im Beruf bekommen wir weniger Lohn. Und unsere Arbeit zu Hause gilt nicht als Arbeit. Die Folgen: Überlastung, miese Einkommen und tiefe Renten», beschreiben die Organisatorinnen die Situation. Ausserdem spare die Politik auf die Kosten der Frauen, zum Beispiel bei den öffentlichen Ausgaben für Kinderbetreuungs- und Pflegeangebote. Und nicht zuletzt fordern die Frauen Respekt statt Sexismus am Arbeitsplatz. «Die Grenzen, die wir setzen, werden ignoriert und übertreten.» Dies zeigt auch eine kürzlich erschienene Erhebung von gfs.bern: Mindestens jede fünfte Frau ab 16 Jahren hat einen sexuellen Übergriff erlebt.

Kleine Kinder – kleiner Lohn?
Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH ruft zwar nicht zur Teilnahme am Frauenstreik auf. Dennoch unterstützt er die Anliegen der Frauen und setzt sich insbesondere für die Gleichstellung im Lehrberuf ein. Am 22. September 2018 haben in Bern 20'000 Menschen gegen Lohndiskriminierung demonstriert. Auch Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH, war damals auf dem Bundesplatz und forderte, dass die Löhne der Lehrerinnen nicht mehr den Schuhgrössen der Kinder angepasst werden, die sie unterrichten. Obwohl der Lohn einer Primarlehrerin gleich gross wie jener eines Primarlehrers ist, gibt es bei den Lehrberufen keine Lohngleichheit. «Je mehr Frauen nämlich an einer Stufe unterrichten, desto tiefer sind die Löhne», ergänzte sie. Kindergartenlehrpersonen arbeiten so beispielsweise in einem typischen Frauenberuf: Sie arbeiten 100 Prozent, verdienen jedoch nur 88 Prozent. Peterhans forderte daher, die Löhne von Kindergarten- und Primarlehrpersonen anzuheben.

Im Unterricht ein Zeichen setzen
Was können nun Lehrpersonen tun, die am 14. Juni nicht vom Unterricht fernbleiben können? Der Westschweizer Lehrerdachverband Syndicat des Enseignants Romands (SER) hat hierzu am 18. Mai 2019 eine Resolution verabschiedet. In dieser fordert er einerseits von den Behörden und den Arbeitgebern der Privatwirtschaft, die Aktion zu unterstützen und die streikenden Frauen nicht zu bestrafen. Ausserdem sollen schulische Einrichtungen sicherstellen, dass Kinder an diesem Tag betreut werden, was es folglich ihren Eltern ermöglicht, am Streik teilzunehmen. Und schliesslich fordert der SER die Lehrpersonen auf, das Thema Gleichstellung im Unterricht zu behandeln. Interessante Materialien finden sich beispielsweise auf den Websites von zebis und éducation21. Michael Merker erklärt in der Rubrik Schulrecht von BILDUNG SCHWEIZ 5 | 2019, dass Lehrerinnen am 14. Juni streiken dürfen. Lehrpersonen seien dennoch verpflichtet, «die Teilnahme am Streik bei der Schulleitung anzukündigen, damit die vom Arbeitsausfall der Lehrperson betroffenen Schülerinnen und Schüler informiert oder anderweitig betreut werden können.» (aw; Bild: 14juni.ch)

Weitere Informationen
www.14juni.ch
Sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt an Frauen sind in der Schweiz verbreitet (gfs.bern.ch, 21.05.2019)
Elèves pris en charge le 14 juin! (le-ser.ch, 21.05.2019)
Nationaler Frauenstreik: Gleichstellung heute (zebis)
Anregungen für den Unterricht: Sind Frauen und Männer gleich? (éducation21)
«Lohn.Zeit.Respekt» (BILDUNG SCHWEIZ 5 | 2019)

Datum

28.05.2019