Neuer Kompass für Gymnasien

Nach dem Lehrplan der Volksschule soll sich auch jener für Gymnasien an Kompetenzen orientieren. Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz begrüsst die Reform, bemängelt jedoch drei Punkte.

Das Reformprojekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» soll unter anderem die Chancengerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler verbessern. Bild: iStock/Ridofranz

Das Reformprojekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» kurz skizziert:

  • Warum wurde das Projekt gestartet?
    Bund und Kantone wollen die gymnasiale Maturität an heutigen Bedürfnissen ausrichten. Zudem sollen die gymnasialen Maturen – unabhängig vom Kanton und vom Weg dorthin – künftig wirklich gleichwertig sein.
  • Was ändert sich?
    Das Maturitätsanerkennungsreglement  (MAR) wird angepasst (zum Beispiel in Bezug auf den Fächerkatalog) und ergänzt (unter anderem durch einen Artikel zur Chancengerechtigkeit). Der neue Rahmenlehrplan wird sich analog zum Lehrplan 21 an Kompetenzen orientieren.
  • Welche Etappen gibt es?
    Gestartet wurde das Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» 2018. Aktuell läuft bis Ende September 2022 die Vernehmlassung zum MAR, zu der Verbände, Parteien und alle Beteiligten eingeladen sind. Im Frühling 2023 sollen Bund und EDK das MAR genehmigen. Danach wird der Rahmenlehrplan finalisiert. Im Sommer 2024 soll beides in Kraft treten.
  • Wie ist die Volksschule betroffen?
    Der Übergang von der Volksschule an Gymnasien soll optimiert werden, indem etwa der Anschluss in «Medien und Informatik» und eventuell «Religion, Ethik, Kulturen» verbessert wird. Weiter ist geplant, den Dialog zu verstärken und für möglichst gerechte Übertrittsverfahren zu sorgen, die vergleichbare Chancen zum Erfolg bieten. Das Gymnasium soll zudem explizit auf ein Studium an Pädagogischen Hochschulen vorbereiten. Dazu gehört, dass das Abschlussniveau in Fremdsprachen dem erforderlichen Sprachdiplom entspricht oder dass eine minimale Ausbildung in «Bildnerischem Gestalten» und «Musik» gewährleistet ist.

Was sagt der LCH dazu?

Die Geschäftsleitung des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH hat sich bereits zur Reform geäussert. Vieles begrüsst sie, in drei Punkten sieht sie Verbesserungsbedarf:

Erstens sollte der Anschluss an die Pädagogischen Hochschulen optimiert werden. Mankos sieht der LCH bei der Vorbildung in den Kunstfächern sowie in den Abschlüssen in Fremdsprachen. Je nach Kanton verfügten Maturanden momentan nicht über alle fachlichen Voraussetzungen, um an der Primarschule unterrichten zu können.

Zweitens wehrt sich der LCH gegen eine zu frühe Spezialisierung. Denn dann stehe weniger Zeit für die breite Ausbildung zur Verfügung. Diese aber ist für den LCH wichtiger. Das Gymnasium solle die persönliche Reife, die Hochschulreife und eine gesellschaftliche Reife als oberstes Ziel haben.

Drittens fordert der LCH, dass der Rahmenlehrplan verbindlicher werden und die Ausbildungszeit mindestens vier Jahre betragen müsse. So werde die Ausbildung gleichwertiger, ohne die kantonale Autonomie bei der Umsetzung zu stark zu beschneiden.

Lesen Sie hier, wie der Verein der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer (VSG) die Reform beurteilt. Der VSG ist als Stufen- und Fachverband Teil des LCH.

Datum

07.06.2022

Autor
Lucius Hartmann und Christoph Aebischer